Full text: Kinderlust

wette mit dem Stärkſten unter euch, daß es ihm zu 
ſchwer wird, dieſes Stöckchen von hier bis hinten in den 
Garten zu tragen, der hinter unſerm Hauſe iſt, aber er 
muß es ſo tragen, wie ich es ihm gebe.“ — „Ich nehme 
die Wette an,“ ſagte Auguſt, „ich trage es hin, und 
wenn du willſt, trage ich es mit dem Mund oder mit 
einem Ohr oder mit dem kleinen Finger hin.“ — „Gut,“ 
ſagte Peter, nahm ein Federmeſſer, ſchnitt ein ganz kleines 
Stückchen von dem Stöckchen ab und ſagte: „Trage das 
ſchon hin und dann komm wieder, und ich gebe dir wie⸗ 
der ein ſolches Stückchen und das thue ich ſo oft, bis du 
das ganze Stöckchen hingetragen haſt!“ — Da machte 
der Auguſt ein langes Geſicht und ſprach: „Wie, dann 
müßte ich wohl drei Tage lang hin und her laufen, bis 
ich das ganze Stöckchen fortgetragen hätte; nein, das iſt 
mir zu ſchwer.“ — „Habe ich es dir nicht geſagt, daß 
es dir zu ſchwer wird?“ ſprach Peter. 
9. Kannſt du einen Strohhalm aufheben? 
fragte Leopold den Fritz. „Wohl hundert auf ein Mal,“ 
ſagte dieſer. „Wir wollen ſehen, ob du blos einen 
aufheben kannſt,“ ſagte Leopold und ſtellte den Fritz mit 
dem Rücken an die Wand, „So,“ ſagte er, „hebe die 
Ferſen nicht auf, beuge auch die Knie nicht und hebe 
dieſen Strohhalm auf, den ich dir vor die Füße lege!“ 
— Fritz probirte es, aber es ging nicht. Probire du 
es einmal, ob du es kannſt! 
10. Ein anderes Kunſtſtück! 
ſagte Leopold und ſtellte den Fritz mit der rechten Seite 
des Körpers dicht an die Wand. „So,“ ſagte er, „nun 
hebe den linken Fuß auf, ohne von der Wand wegzu⸗ 
rücken!“ Auch das konnte der Fritz nicht. Könnt ihr 
es vielleicht? ä 
11. Das unſichtbare Ding. 
„Dann will ich auch mal ein Kunſtſtück machen,“ 
ſagte Franz. „Ich will dir, Hugo, etwas in die Hand
	        
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