Full text: Kinderlust

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und goß es über Hühnchens Kopf, und es wurde ſo pudel⸗ 
naß, daß es noch um Mittag nicht trocken war. 
Des andern Morgens, als die Henne das Hühn 
chen waſchen wollte, kam der Hahn wieder mit einem 
Eimer voll Waſſer und ſagte: „Thuſt du nur den Mund 
auf, um zu ſchreien, dann geht's dir wieder wie geſtern.“ 
— Und weil der Hahn mit dem Waſſer dabei ſtehen 
blieb, war das Hühnchen ganz ſtill und ließ ſich geduldig 
waſchen und kämmen. So ging es auch am andern 
Morgen wieder; aber am dritten Tage brauchte der Hahn 
nicht mehr zu kommen, denn das Hühnchen hatte geſagt' 
„Jetzt ſchreie ich nicht mehr beim Waſchen.“ 
Wenn das Hühnchen über den Hof ging und Futter 
ſuchte, lief es am liebſten durch den ärgſten Schmutz und 
beſchmutzte ſich dann allemal ſein ſchönes Federkleidchen. 
Mutter Henne hatte ihm ſchon oft geſagt: „Thue das 
nicht und halte dein Kleidchen rein, ſonſt muß ich beſtän 
dig waſchen und putzen, und die Seife iſt theuer.“ 
Hühnchen aber war immer wieder ſchmutzig. „Da muß 
ich wieder kommen,“ ſagte der Hahn und nahm ein gan⸗ 
zes Kübel Waſſer und ſetzte das Hühnchen hinein und 
ſcheuerte mit einem Beſen das Federkleidchen wieder rein. 
Das Hühnchen mochte ſchreien, wie es wollte, das half 
nicht, der Hahn kratzte ſo lange mit ſeinem Beſen, bis 
das Kleidchen ſpiegelblank war. „Siehſt du,“ ſagte er 
zur Henne, „ſo macht man es mit Schmierfickelchen. 
Wenn's nöthig iſt, rufe mich nur wieder, ich kann auch 
waſchen.“ 
Aber es war nicht mehr nöthig, denn Hühnchen 
fürchtete ſich vor dem Hahn und dem Kübel und dem 
Beſen und hielt ſich nun immer rein 
24. Lerne warten! 
Das Hühnchen hatte warten gelernt, aber das Hähn⸗ 
chen nicht. Einſt kamen ſie in einen Garten voll Johannis⸗ 
beeren, die erſt halb reif waren. Da ſagte das Hühn⸗ 
chen: „Laß uns warten, bis ſie reif ſind, dann wollen
	        
Waiting...

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