Full text: Kinderlust

ihr zählen könnt in drei Tagen. Dort haben die Mäus 
lein unten in der Erde eine Stadt gebaut, die gar ſchön 
und groß iſt. Dahin tragen die Mäuſe Alles zuſammen, 
was ſie aus Küchen und Kellern und Söllern und Wald 
geſtohlen haben, und das iſt nicht wenig. 
Die Häuſer dieſer Stadt ſind von feinem Weißbrod 
gebaut, die Straßen ſind mit Käſe gepflaſtert und die 
Kirche iſt ganz aus grünem Schweizerkäſe fertig gemacht. 
In den Häuſern ſind alle Stuben mit Reis beſtreut, der 
Boden iſt mit Sammet und Seide belegt, und die Tiſche 
und Bänke und Kaſten und Schränke ſind vom feinſten 
Zuckergebäck. 
Die Wände in den Stuben ſind vom beſten Speck, 
ſo ſchneeweiß und glatt, daß man gar kein Fleckchen ſieht. 
Die Bettlein, worauf die Mäuſe ſchlafen, und die Fenſter 
und die Thüren ſind von Goldpapier. 
Am ſchönſten von allen iſt das Rathhaus, welches 
ganz aus feinem, weißem Zucker gemacht iſt. Nur die 
klügſten Mäuſe haben daran ſieben Jahre gearbeitet. 
Durch die Stadt fließt ein Bächlein. Darin iſt aber 
kein Waſſer, ſondern lauter Milch und Honig durcheinander. 
Daraus trinken die Mäuſe, wenn ſie Durſt haben, und 
das trinkt ſich ſchön. 
Nicht alle Mäuslein wohnen dort in der Stadt, 
ſondern nur die, welche am beſten ſtehlen können, die 
werden belohnt und kommen hinein. 
Ein Menſch iſt aber noch niemals in dieſer Stadt 
geweſen, und Keiner hat noch geſehen, wie es dort aus⸗ 
ſieht. Ich wüßte es auch nicht, wenn es mir nicht ein 
Mäuschen im Traume erzählt hätte. 
16. Kätzchen und Mäuschen. 
Ein Mäuschen ſaß in ſeinem Loch. 
Das Kätzchen ſaß davor. 
Lieb Mäuschen, komm', komm' näher doch, 
Lieb Mäuschen, komm' hervor! 
Ich geb' dir Zucker, ſo weiß und ſüß,
	        
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