Full text: Kinderlust

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Der arme Mann wunderte ſich, daß ich ſo allein 
war und fragte mich, wie ich hieße und wo ich her wäre. 
Und als ich es ihm geſagt m ſprach er ganz freund— 
lich: „Liebes Kind, den Weg weiß ich recht gut, da will 
ich dich I — Wie froh war ich, als ich das 
hörte. Aber er fragte mich * W „Nicht wahr, 
du haſt großen Hunger, weil du ſo lange herum geirrt 
biſt?“ Ich ſagte Ja. Da nahm er ein Stück ſchwarzes 
Brod aus ſeinem Bettelſack und gab mir die Hälfte davon 
und ſagte: „Die guten Leute haben mir dieſes Brod ge⸗ 
geben; aber ich habe keinen ſo großen Hunger als du; 
da nimm und iß!“ — Und das trockene Brod ſchmeckte 
mir vortrefflich. Nun ging er mit mir nach Hauſe zu 
meinem Großvater. Der freute ſich ſehr, als er mich 
wiederſah und ließ ſich erzählen, wie Alles gegangen war. 
„Siehſt du,“ ſagte er hierauf, „dieſem armen Manne 
haſt du es zu danken, daß du wieder zu uns gekommen 
biſt. Womit willſt du ihm dankbar ſein?“ — Da fiel 
mir ein, daß ich Geld in meiner Sparbüchſ e hatte, und 
ich bat, daß ich es ihm geben — damit ſich der Mann 
beſſere Kleider kaufen könnte. Der Großvater erlaubte 
es und gab dem Manne noch viel Geld dazu. Ich aber 
nahm mir vor, nicht wieder leichtſinnig zu ſein, aber 
auch jedem armen Bettler erwas aus meiner Sparbüchſe 
zu geben. 
60. Das Fünkchen. 
Das Kind hatte mit dem Fünkchen geſpielt, obgleich 
ſeine Mutter es ihm oft verboten hatte. Da war das 
Fünkchen fortgeflogen und hatte ſich in's Stroh verſteckt. 
Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entſtand 
eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde 
es dem Kinde Bn und es lief fort, ohne Jemanden 
etwas von der Flamme zu ſagen. Und da Niemand 
Waſſer darauf ſchüttete, ging die Flamme nicht aus, ſon⸗ 
dern breitete ſich im ganzen Hauſe aus. Als ſie an die 
Fenſtervorhänge kam, wurde ſie noch größer, und das 
Bett brannte hell auf, und die Tiſche und die Stühle
	        
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