151
Der arme Mann wunderte ſich, daß ich ſo allein
war und fragte mich, wie ich hieße und wo ich her wäre.
Und als ich es ihm geſagt m ſprach er ganz freund—
lich: „Liebes Kind, den Weg weiß ich recht gut, da will
ich dich I — Wie froh war ich, als ich das
hörte. Aber er fragte mich * W „Nicht wahr,
du haſt großen Hunger, weil du ſo lange herum geirrt
biſt?“ Ich ſagte Ja. Da nahm er ein Stück ſchwarzes
Brod aus ſeinem Bettelſack und gab mir die Hälfte davon
und ſagte: „Die guten Leute haben mir dieſes Brod ge⸗
geben; aber ich habe keinen ſo großen Hunger als du;
da nimm und iß!“ — Und das trockene Brod ſchmeckte
mir vortrefflich. Nun ging er mit mir nach Hauſe zu
meinem Großvater. Der freute ſich ſehr, als er mich
wiederſah und ließ ſich erzählen, wie Alles gegangen war.
„Siehſt du,“ ſagte er hierauf, „dieſem armen Manne
haſt du es zu danken, daß du wieder zu uns gekommen
biſt. Womit willſt du ihm dankbar ſein?“ — Da fiel
mir ein, daß ich Geld in meiner Sparbüchſ e hatte, und
ich bat, daß ich es ihm geben — damit ſich der Mann
beſſere Kleider kaufen könnte. Der Großvater erlaubte
es und gab dem Manne noch viel Geld dazu. Ich aber
nahm mir vor, nicht wieder leichtſinnig zu ſein, aber
auch jedem armen Bettler erwas aus meiner Sparbüchſe
zu geben.
60. Das Fünkchen.
Das Kind hatte mit dem Fünkchen geſpielt, obgleich
ſeine Mutter es ihm oft verboten hatte. Da war das
Fünkchen fortgeflogen und hatte ſich in's Stroh verſteckt.
Aber das Stroh fing an zu brennen, und es entſtand
eine Flamme, ehe das Kind daran dachte. Da wurde
es dem Kinde Bn und es lief fort, ohne Jemanden
etwas von der Flamme zu ſagen. Und da Niemand
Waſſer darauf ſchüttete, ging die Flamme nicht aus, ſon⸗
dern breitete ſich im ganzen Hauſe aus. Als ſie an die
Fenſtervorhänge kam, wurde ſie noch größer, und das
Bett brannte hell auf, und die Tiſche und die Stühle