Vater. Recht ſo, mein Kind, und was wir dieſem
armen Menſchen thun, das gefällt dem Heiland ſo gut
als ob wir es ihm ſelber gethan haben.
Wanderer. O Gott, vergelte du dieſen braven
Leuten, was ſie an mir thun!
A3. Der Thaler.
Neben unſerm Hauſe wohnte ein Kaufmann, der
hatte ein Töchterchen, mit Namen Mina. Der Vater
liebte ſein Kind ſehr, denn es war brav und fromm und
hatte Mitleid mit den armen Leuten.
Eines Tages, als der Vater Geld zählte, ſtand ſein
Töchterchen am Tiſche und ſah zu. „Möchteſt du auch
wohl einen ſo ſchönen Thaler haben?“ fragte der Vater.
„O ja,“ ſagte Mina, und als ihr nun der Vater einen
neuen ſchönen Thaler ſchenkte, fragte das Kind: „Darf
ich damit thun, was ich will?“ — „Gewiß, mein Kind,“
ſprach der Vater, „aber du mußt ihn gut anwenden.“
Es vergingen mehrere Tage und Mina zeigte jeden
Abend ihrem Vater den blanken Thaler, damit er ſehen
könne, daß ſie ihn noch nicht ausgegeben hätte.
Eines Tages ging das Kind über die Straße und
kam an einem Bäckerladen vorbei. Vor der Thüre hatte
man Holz abgeladen und es lag davon noch einiger Ab—⸗
fall auf der Straße. Eine arme Frau mit einem Kinde
auf dem Arme, bat den Bäcker um Erlaubniß, ſich einige
Späne aufleſen zu dürfen, denn ſie hatte kein Holz, um
den Ofen anzumachen. „Macht, daß ihr fortkommt!“ rief
der hartherzige Mann. Der armen Frau liefen die
Thränen über die Wangen. „Ach,“ ſagte ſie, „ſo mußt
du armes Würmlein wieder frieren!“ und ſie drückte
ihr Kind feſt an ſich, um es zu erwärmen. Mina war
darüber ſehr gerührt. Zum Glück hatte ſie den Thaler
in der Taſche; ſie nahm ihn heraus und gab ihn der
armen Frau. Dieſe erſchrak über ein ſo großes Al⸗
moſen; aber ehe ſie dafür danken konnte, war Mina
ſchon fort.