aber der Mutter nichts davon!“ — Sie reichte der Magd
mit Thränen im Auge die Puppe, die ihr ſo lieb war;
aber die Mutter hatte ſie doch noch viel lieber. — Hanne
nahm die Puppe und ging und kam mit einem großen
Geldſtück wieder. „Können wir dafür wohl den Kuchen
kaufen?“ fragte Anna. „Gewiß,“ ſagte die Magd, „und
ich bin ſchon bei dem Bäcker geweſen und habe den Kuchen
beſtellt.“ Und vor Freuden klatſchte das Kind in die Hände
und fing gleich an mit der Hanne ein Blumenkränzchen
zu flechten, das ſie um den Kuchen legen wollten. „Was
für eine Freude wird die Mutter haben!“ dachte das Kind
und konnte des Nachts kaum ſchlafen vor Freude.
Am Morgen trugen Hanne und die kleine Anna den
Kuchen auf den Tiſch, und als die Mutter in die Stube
kam, ſagte das Kind den Glückwunſch, den Hanne ſie ge⸗
lehrt hatte. Die Mutter weinte vor Freude, nahm das
Kind in ihre Arme und ſprach mit einem Blick zum Him⸗
mel: „O Gott, erhalte mir mein Kind immer ſo lieb und
gut!“ — Dann ging die Mutter zum Schranke, nahm
die Puppe daraus und ſagte: „Hier, mein liebes Kind,
haſt du auch deine Puppe wieder; denn ich habe ſie von
der Hanne gekauft und ſchenke ſie dir wieder!“ — Da
hättet ihr ſehen ſollen, welche Freude im Hauſe war;
aber wer die größte Freude hatte: die Mutter oder die
alte Hanne oder die kleine Anna — das kann ich euch
nicht ſagen.
38. Das gehorſame Kind.
Die Mutter hatte einmal keine Butter und kein Ge⸗
müſe mehr und mußte auf den Markt gehen, um dort
etwas einzukaufen. Minchen wollte gern mitgehen, aber
die Mutter ſagte: „Du biſt noch zu klein, und auf dem
Markte ſind viele Leute und Hunde und Pferde, da könnte
dir leicht ein Unglück geſchehen. Bleibe nur zu Hauſe
und ſpiele ſo lange mit deiner Puppe, bis ich wieder—
komme. Gehe auch nicht aus der Stube, du könnteſt ſonſt
in den Keller fallen.“