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hinunterkomme,“ antwortete der Fuchs, „dann kletterſt du
gerade ſo über meinen Rücken, wie ich über den deinigen
geklettert bin,“ und damit ging er fort.
Der Bock wartete lange und glaubte immer noch,
der Fuchs würde wieder kommen, aber dieſer kam nicht,
und er wartete, glaube ich, noch, wenn der Hirt nicht
gekommen und ihn herausgezogen hätte. „Du biſt ein
recht einfältiges Thier,“ ſagte der Hirt; „warum haſt du
dich von dem Fuchs anführen laſſen?“
22. Der Wolf und der Fuchs.
Der Wolf hatte den Fuchs bei ſich, und was der
Wolf wollte, das mußte der Fuchs thun, weil er nicht ſo
ſtark war, als der Wolf. Der Fuchs wäre aber gern
ſeinen Herrn los geweſen und wußte lange nicht, wie er
das anfangen ſollte. Nun geſchah es, daß ſie beide durch
den Wald gingen. Da ſprach der Wolf: „Rothfuchs,
ſchaff' mir zu freſſen, oder ich freſſe dich!“ Da antwortete
der Fuchs: „Ich weiß einen Bauernhof, wo ein paar
junge Lämmchen ſind; haſt du Luſt, ſo wollen wir eins
holen.“
Der Wolf war es zufrieden, und ſie gingen hin,
und der Fuchs ſtahl das Lämmchen, brachte es dem Wolf
und machte ſich fort. Da fraß es der Wolf auf, war
aber damit nicht zufrieden, ſondern wollte noch eins haben
und ging, es zu holen. Weil er es aber ſehr dumm
machte, wurde es die Mutter des Lämmchens gewahr und
fing an entſetzlich zu ſchreien, daß der Bauer herbei ge⸗
laufen kam. Da fand er den Wolf und ſchlug ihn ſo
erbärmlich, daß er hinkend und heulend bei dem Fuchs
ankam. „Du haſt mich ſchön angeführt,“ ſprach er, „ich
wollte das andere Lämmchen holen, da hat mich der Bauer
gekriegt und butterweich geklopft.“ Der Fuchs antwortete:
„Warum biſt du ſo ein Nimmerſatt?“
Am andern Tage gingen ſie wieder im Felde, und
der Wolf ſprach wieder zum Fuchs: „Rothfuchs, ſchaff'
mir etwas zu freſſen, oder ich freſſe dich!“ — Da ant⸗