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Ich war ſo erſchrocken, daß ich mich gar nicht umſehen
mochte. Wäre ich nicht ſo ſchnell davon geflogen, ſo wäre
es mir gewiß ganz ſchrecklich ergangen, und du hätteſt
mich nie wieder geſehen, Mutter!“ —
„Sei nur ruhig, du thörichtes Kind,“ ſagte jetzt die
Mutter, „du haſt dich umſonſt geängſtigt. Was du für
einen großen Raubvogel gehalten haſt, war nichts anders
als eine Windmühle, welche mit ihren großen Flügeln
nicht von der Stelle kann. Nimm dich nur vor den Fein—
den in Acht, die ich dich kennen gelehrt habe; die Wind—
mühlen thun dir nichts zu Leide.“
18. Der Fuchs und der Hahn.
(Von drei Kindern zu ſprechen.)
Fuchs: Wer räth mir ein Räthſel? wer iſt ſo klug?
Hahn: Komm', ſag' mir's, ich habe Verſtand genug!
Fuchs: Einen Kopf hat er voll arger Liſt,
Eine Schnauze, die gern was Gutes frißt,
Jetzt kommt er geſprungen und packet dich.
Hahn: O weh, ich Armer! jetzt frißt er mich!
Der arme Hahn! er ſollte ſich wahren,
Denn gar zu geſcheit ſein bringt Gefahren.
Er kannte den Fuchs, er hätte nicht ſollen
Ihm ſeine Räthſel errathen wollen.
19. Der Fuchs und der Haſe.
Der Fuchs und der Haſe gingen einmal mit einander
im Feld ſpazieren. Da ſahen ſie ein Mädchen kommen,
das ein Körbchen am Arme trug, und in dem Körbchen
waren Aepfel und Eier. Da ſagte der Fuchs zu dem
Haſen: „Ich möchte wohl gern von den Aepfeln und von
den Eiern haben.“ Der Haſe ſagte: „Die hätte ich auch
gern.“
„Weißt du was?“ ſprach der Fuchs, „gehe du vor⸗
aus an den Weg und thue, als ob du nicht recht laufen