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jeder nimmt ſich eine Wurſt, und dann, heidi! fort da—
mit.“
„Eine Wurſt hätte ich auch wohl gern,“ ſagte Spitz,
„aber mit Spitzbubenſtückchen mag ich ſie doch nicht er—
werben.“
Auf einmal hieß es: „Pudel iſt todtgeſchlagen!“
Von Zeit zu Zeit hatte er dem Schlächter eine Wurſt
weggeholt. Da hatte der Schlächter eines Tages ſich ver—
ſteckt und aufgepaßt. Pudel iſt gekommen, hat die Thür
aufgemacht und eine Wurſt genommen. Darauf iſt der
Schlächter herzugeſprungen und hat den Pudel mit dem
großen Beil erſchlagen. Pudel war alſo todt, aber Spitz⸗
chen lebte noch lange und war ſeinem Herrn ſehr lieb.
16. Der Eſel.
Ein Eſel ging eines Tages ſpazieren und kam in
den Wald, wo die Vöglein luſtig ſangen. Einige Leute
hörten zu und ſagten: „Wie ſchön ſingen doch dieſe Vögel,
die Nachtigallen, die Buchfinken und die Amſeln!“ —
Darüber ärgerte ſich der Eſel, denn er meinte, weil er ſo
groß und die Vögel ſo klein ſeien, müßte er auch Alles
beſſer können. Darum ſprach er: „Ich kann auch ſingen
— ya, y⸗a!“ Die Vögel und die Menſchen wollten ſich
faſt zu Tode lachen, weil der Eſel ſich einbildete, auch
ſingen zu können, und ſie verſpotteten ihn auf alle Weiſe.
„Du kannſt nur garſtig ſchreien, aber nicht ſingen,“ ſagten
die Leute.
Nur der Rabe lobte des Eſels Geſang. „Er hat
doch eine ſtarke Stimme wie ich,“ ſagte er, „und ſingt
ſchön deutlich, wie ich, und nicht ſo verkünſtelt, wie die
kleinen Dinger da, die nur: piep, piep, piep! quitt, quitt,
quitt! trrrr! rufen können.“ Das gefiel dem Eſel und
er ſagte: „Ja wohl, Herr Bruder, wir ſind beide tüchtige
Sänger.“ Und nun fingen beide an zu ſchreien: ya!
ya! krah! krah! und das klang ſo abſcheulich, daß man
hätte die Ohren zuhalten ſollen. Die Leute jagten mit
Stöcken und Steinen die Schreihälſe fort, damit ſie wieder
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