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ſingſt viel zu tief;“ und zu dem Hänfling ſprach er: „Du
ſingſt viel zu hoch.“ Manchmal wurde er ſo zornig, daß
er die Flügel weit ausbreitete, den Schnabel weit oͤffnete
und auf die beiden losging und ſie beißen wollte. Dabei
machte er einen entſetzlichen Lärm. Amſel ertrug das
geduldig und bat ihn, er möchte doch endlich einmal ruhig
ſein und mit den Andern in Frieden leben; Hänfling aber
fürchtete ſich ſehr vor dem groben Stieglitz und flog in
die Ecke und ſang zuletzt gar nicht mehr.
Das bemerkte der Hausherr. Er ſagte dem Stieglitz:
„Wenn du dich nicht beſſerſt, jage ich dich hier fort, da⸗
mit die Andern doch Ruhe haben!“ — Aber es half
nichts. Da nahm er ihn aus dem großen Käfige, ſetzte
ihn in einen viel kleineren und trug ihn in eine düſtere
Kammer. Da mußte nun Stieglitz allein ſitzen und die
Zeit fiel ihm arg lang. Vielleicht ſitzt er noch da, wenn
er ſich noch nicht gebeſſert hat.
8. Die Bienen.
Die Bienen ſind fleißige und nützliche Thierchen.
Sie ſammeln aus den Blumen und Blüthen Hoͤnig und
Wachs und legen davon in ihrem Bienenhauſe einen
großen Vorrath an. Die Bienen haben auch einen Stachel
hinten an ihrem Leibe und können damit ſtechen, und ein
ſolcher Stich macht großen Schmerz. Wenn man die
Bienen in Ruhe läßt und ſie nicht bei der Arbeit ſtört,
dann thun ſie dem Menſchen nichts zu Leide. Das wußte
der kleine Peter wohl; denn ſeine Mutter hatte es ihm
oft genug geſagt.
Einmal war Peter in dem Garten hinter dem Hauſe
und ſtand vor einem Blumenbeete, worauf eine ſchöne
Roſe blühete, die ihm die Mutter verſprochen hatte, wenn
ie ganz aufgeblüht wäre. Da kam eine Biene heran
geflogen und ſetzte ſich in die Roſe. Fort mit dir, ſagte
Peter, das iſt meine Roſe, und er trieb ſie mit einem
Stöckchen heraus. Darüber aber wurde das Bienchen
zornig, flog einige Male um den Knaben herum, und ehe