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erkennen, daß du der zärtliche, liebevolle, gefällige Gemahl
ſein werdeſt, wie du als Liebhaber wareſt?“ Er antwortete:
„Fordere einen Beweis meiner Treue oder ſtelle meine Geduld
auf die Probe und urteile daraus von der Stärke meiner
Liebe.“ — „Es ſei alſo!“ beſchloß die ſchlaue Emma, „ich
heiſche nur einen Beweis deiner Gefälligkeit. Gehe hin und
zähle die Rüben alle auf dem Acker; mein Hochzeitstag ſoll
nicht ohne Zeugen ſein, ich will ſie beleben, damit ſie mir
zu Kränzeljungfrauen dienen; aber hüte dich und verzähle
dich nicht um eine, denn das iſt die Probe, woran ich deine
Treue prüfen will.“
So ungern der Gnome in dieſem Augenblick von ſeiner
reizenden Braut ſchied, ſo gehorchte er doch und machte ſich
raſch an ſeine Geſchäfte. Er war durch dieſe Geſchäftigkeit
mit ſeiner Aufgabe bald zu Stande; doch um der Sache
recht gewiß zu ſein, wiederholte er die Zählung nochmals
und fand zu ſeinem Verdruß, daß er ſich verzählt hatte.
Sofort machte er ſich aufs Neue daran, die Rüben zu zählen,
aber auch dieſes Mal ergab ſich eine neue Differenz.
Die verſchmitzte Emma hatte den Berggeiſt nicht ſobald
aus den Augen verloren, als ſie zur Flucht Anſtalt machte.
Sie hielt eine wohlgenährte Rübe in Bereitſchaft, welche ſie
flugs in ein mutiges Roß verwandelte. Raſch ſchwang ſie
ſich in den Sattel, flog über die Heiden und Steppen des
Gebirges dahin, und das flüchtige Roß brachte ſie glücklich
hinab ins Maienthal, wo ſie dem geliebten Ratibor ſich fröh⸗
lich in die Arme warf.
Der geſchäftige Gnome hatte ſich indeſſen ſo in ſeine
Zahlen vertieft, daß er von dem, was um und neben ihm
geſchah, nichts merkte. Nach langer Mühe und Anſtrengung
war's ihm endlich gelungen, die wahre Zahl aller Rüben
auf dem Ackerfelde gefunden zu haben. Er eilte froh zurück,
ſie ſeiner Herzensgebieterin gewiſſenhaft zu berechnen und
durch die Erfüllung ihrer Befehle ſie zu überzeugen, daß er
der gefälligſte Gemahl ſein werde. Mit Selbſtzufriedenheit
trat er auf den Raſenplatz; aber da fand er nicht, was er
ſuchte; er lief durch die Lauben und Gänge; auch da war
nicht, was er begehrte; er kam in den Palaſt, durchſpähte
alle Winkel deſſelben, doch nirgends fand er die Geliebte.