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läßt, bis ſie von ſelber abgeht. Aber wenn
die Alten beiſammen waren (und heutzutage
leben noch ein paar derer) und ſich des
Abends auf der Bank vor der Haustür vom
Beſten erzählten, was ſie im Leben gehabt und
gehört, dann ſagen ſie nur vom Caspar Daniel
Schweighauſer. Wenn er hereintrat in die
Schule des Morgens, um 6 im Sommer, und
um 8 im Winter, in ſeinem ſchwarzen Sammt⸗
käpplein und der ſchneeweißen Halsbinde, die
die Schulmeiſterin im apparten Schubfach für
ihren Eheherrn aufhob, in der langen Weſte,
die bis über die Hüften ging und dem langen
ſchwarzen Rock, der bis an die aufgeſtülpten,
friſch geſalbten Stiefeln reichte, da ſtanden die
Büblein und Mägdlein alle von ſelber auf und
brauchte ſie's niemand zu heißen. Denn die
ganze Geſtalt und das ehrwürdige Haupt ſagten
nichts anders als „Aufſtehen“. Und wenn er
dann das ſchwarze Sammetkäpplein abzog und die
Hände ſo brünſtig faltete, als wollte er ſich und
ſeine ganze Schule ganz und gar in des treuen Gottes
Hut und Gefangenſchaft legen und in tiefem Baſſe
anfing: „Das wallte Gott der Vater, der Sohn
und der heilige Geiſt“, da kam's über die
Scholaren, wie wenn einer aus einer andern,