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geworden im Pfarrhaus; ſie alle ſind aus⸗
geflogen aus dem warmen Neſte, haben ihr
eigenes gebaut und können nicht fort. Sie
feiern zu Hauſe ganz ſo mit den Ihren, wie
ſie's einſt geſehen bei Vater und Mutter. Die⸗
ſelben Lieder klingen, derſelbe Schmuck hängt
am Chriſtbaum und dasſelbe Backwerk, wie's
Mutter machte, müht ſich die junge Frau ihrem
Mann zu backen. Wunderbar! Es iſt dasſelbe
Rezept; Butter und Mandeln, Eier und Mehl
haben ſich im Lauf der Zeit nicht verändert,
noch der Zucker und doch — „bei unſrer Mutter
ſchmeckte es doch ganz anders!“ behauptet der
junge Ehemann, der Pfarrersſohn. — An Kinder
und Schwiegertöchter und Enkel ſind die Kiſten
längſt verſandt nach allen Weltgegenden. Ihrer
drei ſind Pfarrherrn, hoch im Norden der eine,
der andere am Rhein, der dritte in Thüringen;
die Mägdlein ſind abgegangen wie die friſchen
Wecken im Bäckerladen. Die eine iſt über's
Weltmeer ihrem Manne nach Braſilien gefolgt,
die letzte iſt eine tapfere Pfarrerfrau geworden
und wohnt den Eltern noch am nächſten von
allen. Nur einer fehlt in der Reihe der Kinder
— einſt der Stolz und die Hoffnung des Vaters.
Zwanzig Jahre ſind ſchon dahin, ſeitdem ſein