Full text: Des Herzens Heimat

„Entſchuldige mich für einige Augenblicke, liebe Jutta!“ 
bat Herr van Smitten, ſeiner Frau die Hand küſſend, in⸗ 
dem er aufſtand und das Zimmer verließ. 
Nach kurzer Zeit kehrte er wieder, von einem jungen 
Mann von ungefähr achtzehn Jahren gefolgt, in deſſen 
Zügen Jutta, wie ſie zuvor gedacht, das Geſicht wieder 
erkannte, das ſie flüchtig hinter den etwas trüben Scheiben 
geſehen, das Roſy ſo ähnlich ſah und ihr doch einen ſo 
ganz andern, peinlichen Eindruck gemacht hatte. 
Jetzt blickte es ſie äußerſt freundlich an bei der tiefen 
Verbeugung, mit der der junge Herr vor ſie hintrat, als 
ſein Oheim ſagte: „Dies iſt mein Neffe, liebe Jutta! 
Deinem Einzug zu Ehren wollen wir Gnade für Recht er⸗ 
gehen laſſen und ihm zu eſſen geben, obwohl er eigentlich 
bei Waſſer und Brot in den Karzer gehört, da er der 
Schule entlaufen iſt!“ 
„Wollen Sie für mich bitten, gnädige Frau?“ ſagte 
der Neffe in leiſem, geſchmeidigen Ton, während ſeine 
Miene den Ausdruck eines armen Sünders annahm. 
„Wenn Sie die Tante dafür in Anſpruch nehmen, 
herzlich gern!“ erwiderte die junge Frau, indem ſie ihm 
lächelnd die Hand gab und den vertraulichen Titel betonte. 
„Jetzt vorwärts, mein Burſche, Veit hat ein Kouvert 
für Dich aufgelegt!“ rief der Hausherr, ſeinen Platz neben 
Jutta wieder einnehmend, indem er ſie nochmals um 
Entſchuldigung bat, daß der Beginn der Mahlzeit verzögert 
worden. 
Dieſe begann ſodann und bot neue Anknüpfungspunkte 
für eine heitere Unterhaltung, an der der junge Neffe, 
wie es ſchien, nicht recht wagte, teil zu nehmen. Er ver⸗
	        
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