Full text: Des Herzens Heimat

— 67 — 
damit unbewußt die reizende Jugendſchöne ihrer Erſcheinung 
noch gehoben. 
Wenn nun die tauſend kleinen Annehmlichkeiten ihres 
Reiſelebens, die ſchmeichelhafte Gefälligkeit der Welt, vor 
allem die ſorgſame und zarte Rückſicht ihres Gatten ihr 
hinweghalfen über das beängſtigend Neue einer nach ſo 
kurzer Bekanntſchaft geſchloſſenen Ehe, ſo war es vor allem 
doch die gemeinſchaftliche Freude an der wunderbaren 
Schönheit der Natur, die Jutta ihm am innigſten nahe 
brachte. 
Denn es entzückte und rührte ſie unglaublich, daß 
er ihr immer und immer wieder mit der einfachen Auf⸗ 
richtigkeit ſeines Weſens verſicherte, daß er jetzt erſt durch 
ſie, durch ihre Augen erkenne, wie ſchön die Welt ſei. 
Er hatte ja weit größere Strecken, weit verſchiedenere Länder 
durchreiſt und überall länger verweilt, aber es waren immer 
mehr die Städte geweſen, als die Landſchaft, die er für 
ſeine Intereſſen aufgeſucht hatte; er hatte weit mehr in 
ſchönen Gebirgsgegenden die Fabriken betrachtet, die ihre 
Waſſerkraft oder ihr Holzreichtum entſtehen ließ, als Berg 
und Wald. 
Jetzt war das anders. Er hatte keinen Gedanken 
übrig für Maſchinen und Arbeiterverhältniſſe, für Handel 
und Wandel; alles Geſchäftliche war ihm entrückt. Jung 
geblieben im Herzen, wie er es war durch ſein arbeitvolles 
ernſtes Leben ohne Leidenſchaften, ſtand er neu wie ein 
Jüngling in der von einer leidenſchaftlichen Liebe verklärten 
Welt, an der Seite der Geliebten, die mit unverwöhntem 
Sinn und edler Geiſtesbildung alles Schöne doppelt ſchön 
auffaßte. 
5*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.