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damit unbewußt die reizende Jugendſchöne ihrer Erſcheinung
noch gehoben.
Wenn nun die tauſend kleinen Annehmlichkeiten ihres
Reiſelebens, die ſchmeichelhafte Gefälligkeit der Welt, vor
allem die ſorgſame und zarte Rückſicht ihres Gatten ihr
hinweghalfen über das beängſtigend Neue einer nach ſo
kurzer Bekanntſchaft geſchloſſenen Ehe, ſo war es vor allem
doch die gemeinſchaftliche Freude an der wunderbaren
Schönheit der Natur, die Jutta ihm am innigſten nahe
brachte.
Denn es entzückte und rührte ſie unglaublich, daß
er ihr immer und immer wieder mit der einfachen Auf⸗
richtigkeit ſeines Weſens verſicherte, daß er jetzt erſt durch
ſie, durch ihre Augen erkenne, wie ſchön die Welt ſei.
Er hatte ja weit größere Strecken, weit verſchiedenere Länder
durchreiſt und überall länger verweilt, aber es waren immer
mehr die Städte geweſen, als die Landſchaft, die er für
ſeine Intereſſen aufgeſucht hatte; er hatte weit mehr in
ſchönen Gebirgsgegenden die Fabriken betrachtet, die ihre
Waſſerkraft oder ihr Holzreichtum entſtehen ließ, als Berg
und Wald.
Jetzt war das anders. Er hatte keinen Gedanken
übrig für Maſchinen und Arbeiterverhältniſſe, für Handel
und Wandel; alles Geſchäftliche war ihm entrückt. Jung
geblieben im Herzen, wie er es war durch ſein arbeitvolles
ernſtes Leben ohne Leidenſchaften, ſtand er neu wie ein
Jüngling in der von einer leidenſchaftlichen Liebe verklärten
Welt, an der Seite der Geliebten, die mit unverwöhntem
Sinn und edler Geiſtesbildung alles Schöne doppelt ſchön
auffaßte.
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