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benutzte doch van Smitten ſeine reichen Mittel mit offener
Hand, um ſeinem angebeteten Weibe jedes denkbare Be⸗
hagen zu verſchaffen, jeden Wunſch zu erfüllen. Das
eleganteſte kleine Portemonnaie mit Goldſtücken gefüllt,
das er in ihre Hand legte, wurde ein Gegenſtand un⸗
erſchöpflichen Vergnügens für ſie, wenn ſie überall in
den Schaufenſtern der Städte hübſche Dinge ſah, die
eine junge Dame für ſich oder ihre Lieben begehrenswert
findet. Ihr beſcheidener, haushälteriſcher Sinn wollte
dann der Verſuchung des Kaufens widerſtehen, aber Daniel
redete ihr ſo ernſtlich zu, er war ſo glücklich, wenn ihr
etwas Freude machte, wenn ſie bald etwas für Eveline
oder Leonie zum Mitbringen fand, oder auch ihn ſelbſt be⸗
ſchenkte, daß ſie, vergnügt, wie ein Kind, das volle Geld⸗
täſchchen benutzte. —
Wo Schönheit und Jugend im goldenen Rahmen
reicher äußerer Verhältniſſe erſcheint, wird ſie überall in
der Welt noch gefälliger, noch freudiger begrüßt, als es
ſchon um ihrer ſelbſt willen der Fall iſt; ſo erfuhr es
auch Jutta.
Wohin ſie kam, überall begegnete ſie beifälligen
Blicken, zuvorkommender Höflichkeit, alles ſchien nur da
zu ſein, um ihr zu dienen. Zuweilen geſchah es, daß
man ſie für Herrn van Smittens Tochter hielt, das war
das einzige, was ihren Unwillen erregte, während es ihm,
wie alles, was ihre Anmut in helles Licht ſetzte, Ver⸗
gnügen machte.
Sie glaubte dann, ſie laſſe es an der würdigen
Haltung einer verheirateten Dame fehlen, ſie hatte aus⸗
drücklich eine höchſt einfache, gediegene Toilette gewählt und