So wurde denn nach einer Anzahl Wochen die Ver⸗
mählung Juttas mit Herrn van Smitten vollzogen und
nur die Geſchwiſter, Tante Tine, der Arzt, der mit dem
Oberſt befreundet geweſen, Eveline und der Geiſtliche, der
die Trauung vollzog, waren Teilnehmer an der kleinen
Feier, die durch die Erinnerung an die verſtorbenen Eltern
der ſchönen Braut etwas Wehmütiges hatte. Um ſo
weniger ſchwer war die Trennung, die eigentlich nur, ſo
weit ſie die treue und liebenswürdige Freundin betraf,
etwas Schmerzliches hatte. Der Wohnort, das empfand
Jutta, ſo ſchön und lieb er in ihrer Erinnerung blieb,
war ihr doch noch keine Heimat geworden; mit froher Zu—
verſicht hoffte ſie nun erſt eine ſolche zu gewinnen, eine
Heimat für Herz und Leben, und als nach kurzem Abſchied
der Wagen ſie davon führte, lehnte ſie ſich zutrauensvoll
an die Bruſt ihres Gatten. —
Die junge Frau ſollte reichlich Zeit haben, ſich in
das neue Verhältnis zu gewöhnen, ehe das ruhige Leben
des Hauſes, der fremde Kreis, der ſie erwartete, eine be—
ſtimmte Haltung von ihr forderte. In ſeiner rückſichts⸗
vollen Zärtlichkeit dies bedenkend, hatte Daniel van Smitten
einen unbeſchränkten Reiſeplan vor ihr entworfen und
führte ſie zunächſt den Rhein hinauf nach der Schweiz,
immer ihrem Wunſch und Befinden überlaſſend, wo ſie
verweilen, wo ſie den Kunſtreichtum der Städte, wo
ſie die Schönheit der Natur in vollem Maße genießen
wollten.
Jutta hatte noch wenig von der Welt geſehen, jetzt
lag ſie offen vor ihr, gefällig alles darbietend, was Seele
und Sinn entzücken kann. Ohne je prahleriſch aufzutreten,
Cron, Des Herzens Heimat. 9