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in ihr Stift zurückkehren, um dann noch einmal nach Brunn⸗
weiler zu kommen und bis zur Hochzeit der Nichte zu ver⸗
weilen. Der glückliche Bräutigam ſtellte Jutta die Wahl,
ob er in aller Schnelligkeit, durch Aufbietung vieler Kräfte
ſein altes Hausweſen umformen ſolle zu ihrem Empfang,
oder ob ſie ſelbſt erſt als unbeſchränkte Herrin dieſe Ver⸗
änderung ganz nach ihrem eigenen Geſchmack leiten wolle.
Er bedauerte jetzt, nicht ſchon längſt den Bau eines neuen,
ſchönen Hauſes in beſſerer Lage ausgeführt zu haben, aber
Jutta tröſtete ihn damit, daß ſie verſicherte, ſie freue ſich
ſehr darauf, den Plan dazu mit ihm gemeinſchaftlich zu
beraten.
Er ſollte alles im Hauſe laſſen, wie es war. Während
ſie nach der Hochzeit eine Reiſe machten, konnte dann das
Gewünſchteſte aus dem ſehr ſchönen Nachlaß des Oberſten
nach Marſtein geſchafft werden, ſo daß Jutta, wenn ſie
heimkam, die geliebten Zeugen ihrer Jugend aus dem
Elternhauſe vorfand. Auch Roſy, die Nichte, ſollte im
Hauſe des Onkels bleiben, ſo wollte es Jutta durchaus.
Vergeblich redete Leonie dagegen, welche ein vierzehnjähriges,
nicht gerade ſorgfältig erzogenes Mädchen als keine erwünſchte
Zugabe für die Einrichtung einer jungen Frau fand.
Jutta dagegen dachte es ſich reizend aus, wie ſie
Roſy erziehen und bilden wollte, ſie ſchickte ihr ſchon jetzt
einige hübſche Geſchenke, Bücher und Kleiderſtoff, und er⸗
hielt darauf ein ſo naiv-enthuſiaſtiſches Briefchen, daß ſie
ganz entzückt war.
Frau von Guttendorf fand es nichts weniger als
ſchmeichelhaft und hoffnungsreich für Herrn van Smitten,
daß ſeine Braut ſich ſo lebhaft für die Nichte als Gegen⸗