Full text: Des Herzens Heimat

Indeſſen ging Jutta, wenn auch ins Haus und in ihr 
Zimmer, doch noch lange nicht zur Ruhe. Sie ſchrieb bis 
tief in die Nacht an ihre Schweſter Leonie. Den Brief, 
der in einfach klarer Weiſe die Situation darſtellte, und mit 
mädchenhafter Unkenntnis der Tragweite desſelben, ihren 
Entſchluß ausſprach, van Smittens Frau zu werden, gab 
ſie am andern Morgen ihm ſelbſt zum Durchleſen. Er 
ſollte darin die wohl überlegte Beſtätigung ihrer Geſinnung, 
die Antwort auf die ſeinige finden, und es erwies ſich als 
erfreuliche Sympathie, daß er ebenfalls die Nachtſtunden 
benutzt hatte, um noch einmal Jutta ſeine Wünſche, ſeine 
Abſicht und Hoffnung, ſie glücklich zu machen, mit ſchrift⸗ 
licher Klarheit darzulegen, wie er es mündlich mit über— 
ſtrömender Wärme gethan. Ebenſo hatte er an Herrn 
von Guttendorf, ihren Schwager, geſchrieben, und ſchloß 
dann, unſäglich glücklich über die Erklärungen des geliebten 
Mädchens, die beiden Briefe an die Verwandten zuſammen, 
um ſie abzuſenden. 
Auch Tante Tine wurde durch Jutta in Kenntnis ge⸗ 
ſetzt von dem Antrag des Herrn van Smitten und ihrer 
Abſicht, darauf einzugehen. Obwohl höchlich überraſcht, 
war die gute Dame doch von vornherein zu eingenommen 
für Verlobungen überhaupt, als daß ſie nicht freudig hätte 
zuſtimmen ſollen. Zudem gefiel ihr der Bewerber über 
alle Maßen gut, und daß ſein Alter in den Augen der 
Nichte ein Vorzug war, fand ſie ſehr verſtändig. Erſucht, 
die noch nicht abgeſchloſſene Angelegenheit als Geheimnis 
zu behandeln, freute ſie ſich ungemein, ihre diplomatiſche 
Feinheit beweiſen zu können, indem ſie gegen Herrn van 
Smitten, der zu Tiſch geladen war, die größte Unbefangen⸗
	        
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