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lange fortreden können, ohne daß ſie ihn unterbrochen
haben würde. Sie hörte ihn wohl und verſtand, was er
ſagte, aber ſie war wie gefeſſelt vor Erſtaunen über dieſe
ungeahnte Liebe.
Als er dann inne hielt bei ſeiner Frage, mit unaus⸗
ſprechlicher Spannung auf ſie blickend, hob ſie die nieder⸗
geſchlagenen Augen zu ihm auf. Es war nicht Entrüſtung
oder Spott, was er darin las, nur teilnahmvollſte Ver⸗
wunderung, als ſie ſagte:
„Das hatte ich nicht erwartet!“
„Das hatten Sie nicht erwartet,“ wiederholte er.
„Sie, das ſchöne, hochbegabte junge Mädchen, mit der
vollen Berechtigung auf eine eigene, erſte Herzensneigung
und ein Mann, wie ich, deſſen Leben ſtark abwärts geht!“
„Nein, ſagen Sie das nicht!“ nahm Jutta jetzt leiſe
das Wort, nachdem ſie verneinend das Haupt bewegt, als
er die Berechtigung der erſten Liebe erwähnte. „Wie un⸗
erwartet mir auch Ihre Erklärung kommt, ich habe nicht
das Gefühl eines ſo großen Abſtandes der Jahre gehabt.
Noch eben jetzt beim wandern freute ich mich unſeres
gleichen Schritthaltens, unſerer Übereinſtimmung in allem,
was das Beiſammenſein angenehm macht!“
„Sie geben mir Hoffnung, Fräulein Jutta! Können
Sie in Wahrheit den Gedanken faſſen, meine Frau zu
werden?“ rief van Smitten.
„Er erſcheint mir wirklich ſehr freundlich, dieſer Ge⸗
danke!“ erwiderte ſie mit nachdenklicher Heiterkeit. „Wie
ſorglos würde ich an Ihrer Seite leben und hätte doch zu
ſorgen und zu wirken, ohne das ich nicht leben kann!“
„Jutta! — Nein, mein teures Kind!“ fuhr er plötz⸗
Cron, Des Herzens Heimat. E