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die beſte Freude entzogen und wenn ſie in ſelbſtſuchtloſer
Weiſe auch weit weniger dabei an ſich, als an die Freundin
dachte, ſo hätte ja eben Jutta den gewohnten Aufenthalt
in dem ſchönen, friedlichen Brunnweiler jedem andern vor⸗
gezogen.
„Wie herrlich iſt es hier!“ ſagte ſie jetzt, tief auf⸗
atmend, als ſie, auf der Höhe angelangt, ſich mit ihrer
Gefährtin niederließ, um die langſamer Nachfolgenden zu
erwarten.
Es war ein beliebter Ausſichtspunkt, den man er⸗
ſtiegen, wo eine kleine Einſiedelei Schutz bot gegen Wetter
und Sonnenſtrahl. Rings um den kleinen Bau ſtanden
Bänke, den Wanderer einladend, in Ruhe die Schönheit
des Ortes zu genießen.
Die jungen Mädchen hatten auf einer derſelben Platz
genommen. Ringsum war es ſtill, kein Hauch ſchien die
Luft zu bewegen und dennoch wogte das grüne Gelock der
zwei prächtigen Hängebirken, die weithin ſichtbar die Höhe
ſchmückten. Ein ſchöner Hochſommmertag ging zu Ende.
Noch ſtand im Weſten der Sonnenball und ſandte feurige
Strahlen in die Landſchaft, aber ſie fielen ſchräg und ge⸗
ſtatteten, daß im Gebirge gegenüber ſich ſchwarz⸗blaue
Schatten zu lagern begannen, zwiſchen den hell und roſig
beleuchteten Gipfeln.
„Jetzt wirſt Du belohnt für Deine Anſtrengung, liebe
Tante!“ ſagte Jutta, einige Schritte der älteren Dame ent⸗
gegengehend, die mit lebhaften Handbewegungen andeutete,
daß ſie von dem letzten, etwas ſteilen Teil des Weges
ganz erſchöpft ſei.
„Hier oben findeſt Du behagliches Ausruhen und die