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ſeiner Hoffnung auf Entſcheidung angedeutet, verſchwand
er ſpurlos vom Schauplatz!“ —
„Wieſo?“ fragte Herr van Smitten geſpannt.
„Er erſchien zunächſt nicht auf dem Ball. Jutta
fürchtete, daß er krank, wer weiß was ſei, und erfuhr
dann ſpäter, denn direkte Erkundigungen waren jo nicht
möglich, daß der junge Herr abgereiſt und nicht zurück⸗
gekehrt war. Er hatte ſeine Entlaſſung aus dem Staats⸗
dienſt genommen, vermutlich, wie ein junger Kollege
lachend geſagt, um eine reiche amerikaniſche Kouſine heim⸗
zuführen!“
„Und Fraulein Jutta hörte nie wieder von ihm?
Gehörte ſeine Familie nicht Ihrem Kreiſe an?“
„Nein, er war aus einer entfernten Provinz, von
altem Adel und ſehr ariſtokratiſch! Vielleicht, daß ihm doch
Juttas bürgerliche Herkunft kurz vor der Entſcheidung als
Hindernis erſchienen iſt; ihre Mutter glaubte dies, und
Jutta? — Was ſollte die denken?“ —
„Das arme Kind!“ flüſterte van Smitten traurig vor
ſich hin. —
Indes er ſich ſo mit ihrer Vergangenheit beſchäftigte,
richtete Jutta ſelbſt ihre Gedanken auf die Zukunft. Sie
beſprach mit ihrer Freundin Eveline die verſchiedenen Ein⸗
ladungen und Ratſchläge, die ſie brieflich erhalten hatte und
wie ſie gegen alle etwas einzuwenden fand, ſo wollte ſich
auch Eveline für keine der zunächſtgebotenen Lebensver⸗
änderungen ganz günſtig ausſprechen.
Bei ihr erhöhte die Ausſicht der Trennung von Jutta
die Anſprüche an jede ſolche Veränderung, welche dieſe ver⸗
ſchulden mußte. Wurde ihrem eigenen Leben doch damit