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wandte Manier gab im Ganzen eine recht ariſtokratiſche
Erſcheinung, von der niemand eingenommener war, als
Frau Henriette und ihr Bruder. Sie ſahen es gern, wenn
er in die Welt ging, Reiſen machte und Geſellſchaften
beſuchte, ebenſowohl, weil er die Firma ſo gut repräſen⸗
tierte, als um der Unterhaltung willen, die ſie ihm gönnten,
ohne ſie für ſich zu wünſchen.
Auch im Hauſe ſelbſt ſollte es lebhafter werden, als
man ſich entſchloß, die beiden kleinen Kinder von van
Smittens einziger Schweſter anzunehmen, als dieſelbe mit
ihrem Mann ins Ausland ging. Sie hatte in den ab—
hängigen Verhältniſſen, in die ſie ſehr früh getreten war,
einen Kandidaten der Theologie kennen gelernt, der ihr
ein ebenſo großes Kapital von Liebe und Treue bot, als
ſie bereit und im ſtande war, ihm zuzubringen; äußere
Güter beſaßen ſie beide zunächſt nicht, aber viel Geduld,
und ſo warteten ſie jahrelang mit ihrer Verheiratung, bis
Goldmann endlich eine kleine Landpfarre bekam und ſeine
Sophie heimführte. Damals ſchon konnte der Bruder ihr
eine anſehnliche Summe zur Ausſteuer geben, ſo daß ſie
die Erſparniſſe ihrer Mädchenjahre nicht einmal anzugreifen
brauchte. Ein ſehr beſcheidener, aber fröhlicher und frommer
kleiner Hausſtand war begründet, den bald ein Knabe und
zwei Jahre darauf ein Töchterchen vergrößerte.
Dafür erwies ſich die Einnahme der Stelle freilich
zu klein und Paſtor Goldmann glaubte einem Wink der
Vorſehung folgen zu müſſen, als ihm der Antrag gemacht
wurde, Miſſionsprediger zu werden mit einer verhältnis⸗
mäßig hohen Einnahme. Das Schwere dabei war, daß
ihm nicht ein feſter Wohnſitz angewieſen wurde, vielmehr