Full text: Des Herzens Heimat

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treten. Das hatten ſie gerade gewollt. Sie hingen mit 
etwas kleinbürgerlicher Treue am Hergebrachten; Bequem⸗ 
lichkeit kam bei Johann beſonders dazu, und nichts konnte 
ihm erwünſchter ſein, als in ſeinem intelligenten Kompagnon 
einen Mann für ſeine Schweſter zu finden, der er von 
ganzem Herzen einen ſolchen gönnte, wenn nur ſonſt alles 
beim alten blieb. Das war denn auch nach Möglichkeit 
der Fall. Das große, altertümliche Wohnhaus, die Abts⸗ 
wohnung des ehemaligen Kloſters Marſtein, deſſen Gebäude 
der Spinnerei zur Niederlaſſung dienten, hätte mehr als 
zwei Familien beherbergen können. Johann Jürg behielt 
ſeine Zimmer mit denſelben Möbeln, die ſchon ſein Vater 
beſeſſen, und Henriette fügte den bisherigen Wohnräumen 
einige der zunächſtliegenden Stuben hinzu und richtete ſie 
neu ein mit ihrem vorzugsweiſe auf das Solide und Feſte 
gerichteten Geſchmack. 
Sie liebte nichts, was gemein war, weder ſchreiende 
Farben, noch Überladung mit Schmuck; aber feineren 
Schönheitsſinn, Verſtändnis für die Kunſt hatte ſie nicht, 
und ſo war ihre Einrichtung, wie ihr ganzes Weſen und 
Leben überhaupt, des Idealismus bar, nur auf angenehme 
und geſunde Realität gerichtet. 
Daniel van Smitten befand ſich ganz wohl dabei und 
vermißte anfänglich nichts, weil ohnehin der Feuereifer für 
das Geſchäft, das ſich ſo glänzend entwickelte, ihn ſo ganz 
und gar erfüllte, daß kaum für anderes daneben Raum 
blieb in ſeiner Seele. 
Dabei konnte es jedoch nicht bleiben, bei einer keines⸗ 
wegs einſeitigen Natur, wie die ſeine. Es kam eine Zeit, 
wo ſein unabläſſiges Streben und Schaffen eine Vervoll⸗
	        
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