kannſt!“ hatte die Schweſter geſagt. „Ich ſchreibe Dir
gleich, wie wir es bei uns einrichten und Du nimmſt für⸗
lieb, wie Du es findeſt!“
Leonie hatte auch wirklich bald geſchrieben, aber nichts
über die Einrichtung von Juttas nächſter Zukunft. Wohl
äußerte ſie ſich lieb und teilnehmend gegen die Verwaiſte,
der Hauptinhalt ihres Schreibens jedoch betraf die
Sendung einer Anzahl Gegenſtände aus dem väterlichen
Nachlaß, die Frau von Guttendorf zu haben wünſchte.
Sie war überzeugt, der liebenswürdige Herr van Smitten
würde ihrem Schweſterchen wieder mit Rat und That
beiſtehen, wenn ſie die Überſendung der Sachen aus⸗
führen wolle.
Das war geſchehen, das Gewünſchte mußte längs
eingetroffen ſein, aber Jutta hatte noch keine Beſtäti⸗
gung darüber und ſie kannte die bequeme Art Leonies,
das Schreiben aufzuſchieben, zu gut, um ſich darüber zu
wundern.
Sie rechnete, was ihre Zukunft betraf,‚ nicht auf das
Haus der Schweſter; worauf jedoch wollte ſie rechnen?
— Am liebſten wäre ſie in der Villa geblieben, hätte ihre
Eveline gebeten, bei ihr zu wohnen und ebenſo noch eine
Anzahl junger Damen, die in gleicher oder ähnlicher Lage,
wie ſie ſelbſt, ein Aſyl wünſchen mußten. Wie hübſch
mußte es ſein, wenn etwa acht oder zehn junge Damen in
friedlicher und fröhlicher Gemeinſchaft mit einander lebten,
abwechſelnd den Haushalt beſorgend, das Anfertigen ihrer
Garderobe, außerdem Lektüre, Muſik, Sprachſtudien treibend,
wie es ihrer Neigung entſprach.
Sie hatte dies Projekt einer kleinen Mädchenrepublik