Full text: Des Herzens Heimat

21 — 
„Wo denkſt Du hin, beſter Philipp!“ rief ſeine Frau 
lebhafter, als man ihr zugetraut hätte. „Wie könnten 
wir von Jutta verlangen, wozu unſer Fräulein da iſt, 
daß ſie bei den Kindern bleibt und alles in Ordnung hält, 
wenn wir in Geſellſchaft ſind! Nein, ich wünſchte wohl, Jutta 
könnie bei uns ſein, aber nur um ſie hrillant zu verheiraten!“ 
„Jetzt im Sommer und in tiefer Trauer werden wir 
alle keine Geſellſchaften beſuchen!“ wandte der Hauptmann 
mit gewohnter Knappheit der Rede ein. 
„Natürlich nicht! Aber man ſieht doch ſeine nächſten 
Freunde. Baron Burgwart wäre eine Partie für Jutta! 
Meinſt Du nicht, Philipp?“ 
„Nein!“ entgegnete er ruhig, und Leonie war ſogleich 
überzeugt. 
„Sie könnte längſt ausgezeichnet verheiratet ſein! 
fuhr ſie fort, „wenn ſie nicht ſo eigenſinnig feſtgehalten 
hätte an ihrem Zorn über die kleine Enttäuſchung, wovon 
ich Dir einmal erzählt habe! Sie iſt ein merkwürdiges 
Mädchen!“ 
„Ein höchſt liebenswürdiges Weſen!“ ſagte Herr vor 
Guttendorf mit nachdenklicher Ruhe. 
„Das ſagſt Du und dabei verlangſt Du noch, daß ich 
ſie in unſer Haus nehme?“ fragte Leonie, indem ſie den 
Kopf ihres Mannes ohne Umſtände zwiſchen ihre Hände 
nahm und mit ſchelmiſchem Lächeln in ſein ernſtes, mageres, 
unſchönes Geſicht blickte. Der Ausdruck, den es im nächſten 
Augenblick gewann, verwandelte es förmlich, indem er, ihre 
Hand an ſeine Lippen ziehend, ſagte: „Ich glaube nicht, 
daß Du ernſtliche Furcht hegſt!“ 
—. —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.