fühle, ja im ſteten Verkehr mit ihrer Anmut und Schön⸗
heit neue und leidenſchaftlichere wecken?
Er war in dem Alter, einen häuslichen Herd, eine
geliebte Gattin und Kinder ſehnſüchtig zu begehren, und
gerade, weil über die erſte Jugend hinaus, hatte er ſich
von Roſys naiver Verehrung, von ihrem warmherzigen,
originellen Weſen ſo angeſprochen gefühlt, daß ihm die Idee,
ſie ſpäter einmal, wenn ſie wollte, als Frau heimzuführen,
recht lockend erſchienen war. Mit dem Vergißmeinnichtring
hatte er ihr halb ſpielend eine Feſſel angelegt, die weder
ſie, noch ihn verpflichtete, aber doch ein Band war.
Dann kam das Wiederſehen mit Jutta; das ſchöne,
heitere, Geiſt und Gemüt befriedigende Leben der letzten
Monate, und das Bild der Roſenknoſpe in Brüſſel war
mehr und mehr in den Hintergrund getreten.
Gerade jetzt, wo er durch Ninas Worte und die folgende
Kataſtrophe in ihrem Hauſe zu ernſten Erwägungen ſeines Ver⸗
hältniſſes zu Jutta und ihrem hochgeſchätzten Gatten geführt
worden, gerade jetzt brachte ihm die liebe ſchöne Frau ſelbſt
ſeinen Schützling, ihre teure Roſy in lebhafteſte Erinnerung.
Dabei erſchien ſie mit ungemeiner, weiblicher Klugheit,
völlig abſichtslos! — Er ſollte nicht denken, daß ſie Roſy
für ihn kommen ließ; das hätte ihn vielleicht erkältet; er
ſollte nicht wiſſen, daß das leidenſchaftliche Kind ſich nach
ihm ſehnte; unbefangen ſollten ſie einander wiederſehen,
das übrige, ſo hoffte Jutta, ſollte ſich dann von ſelbſt finden.
Und mit heiterer Anteilnahme, mit dem dienſtbereiten
Eifer, den er ritterlich all' ihren Wünſchen entgegenbrachte,
war er eingegangen auf ihre feſtlichen Pläne zum Geburts⸗
tag des Gatten.
Alle Anordnungen waren getroffen und mit Vergnügen
nahm er ihre Botſchaft entgegen, daß er mit ſeinem Wagen
ſie abholen, und mit ihr Eveline und Roſy am Bahnhof
empfangen ſollte. Zur beſtimmten Zeit fuhr er nach Marſtein
und fand Jutta pünktlich, wie immer, bereit mit ihm zu fahren.
Und wie ſchön ſah ſie aus, wie anmutig! Sie trug wieder