Full text: Des Herzens Heimat

Tage bis zum Wiederſehen mit Onkel und Tante, aber kein 
Wörtchen erwähnte in dieſem Briefe den einſtigen Beſchützer. 
Jutta lächelte über dies vorſichtige Schweigen, doch 
wünſchte ſie ſelbſt, daß Roſy es gelernt haben möchte, ſich 
zu beherrſchen; denn höchſt ungewiß blieb es doch noch, ob 
die liebevollen Pläne der Tante für die beiden ihr teuern 
Menſchen ſich verwirklichen würden. 
Wie es eigentlich um Herbert ſtand, ſie konnte es 
nicht wiſſen! 
Auch in ſeinem Verhalten war eine leiſe Anderung 
eingetreten, ſeit er jene Außerungen der Frau Winter hatte 
hören müſſen, die in leichtſinniger, ſcherzhaft ſein ſollender 
Weiſe ſeinen Verkehr mit Jutta verdächtigten. 
Herbert hatte ſich danach auf ſich ſelbſt beſonnen! — 
Er hatte erwogen, daß jener ſo köſtliche, gerade in ſeiner 
herzlichen Ungezwungenheit ſo befriedigende Umgang doch 
der Verläumdung Handhaben zu bieten geeignet ſei. Indem 
er dies hin und her erwog und die Stärke der Erbitterung 
fühlte gegen die unberufene Störerin, wie gegen alles 
moraliſch Niedrige, mußte er zugleich inne werden, wie völlig 
er bereits wieder erfüllt war von ſeiner Neigung zu Jutta! 
War es zu verwundern? — Gewiß nicht! 
Dieſe Liebe war nie ganz erſtorben, ſie war nur als 
hoffnungslos in der Tiefe ſeines Herzens begraben ge⸗ 
weſen. Er fand Jutta wieder, liebenswürdiger, ſchöner als 
je und an ihrer, ihr ganzes Sein durchleuchtenden Freude 
über die Entdeckung, daß er ehemals nicht treulos, nicht niedrig 
denkend geweſen, daß er ſie vielmehr wahr und tief geliebt, 
erkannte er, wie ſehr ſie ſelbſt ihm ergeben geweſen war. 
Mußte dies alles nicht die zur Ruhe getragenen Ge⸗
	        
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