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denn er fühlte ſich im Augenblick ſelbſt erleichtert durch
die Löſung des Rätſels, die Franz gefunden.
Er brach das Geſpräch ab, aber nicht die Gedanken
darüber, und mehr und mehr wurde es ihm zur Gewißheit,
daß Charles Herbert eine Perſon ſei mit Karl von Hoch⸗
kranz! —
Damit eröffnete ſich ihm eine Reihe ſchlimmer, troſt⸗
loſer Kombinationen.
Warum? fragte er zunächſt, warum hatte Jutta ihm
verſchwiegen, was ſie doch jedenfalls in hohem Grade be⸗
ſchäftigt und aufgeregt hatle?
War ſie ſelbſt überraſcht worden oder hatte ſie vor⸗
her gewußt, wer der Erbe von Schattenthal war? — Hatte
ſie ſich ſo gegen ihn, gegen den vertrauensvollen Gatten
verſtellen können? Aber verſtellte ſie ſich nicht fortwährend,
indem ſie that, als halte ſie Herbert für den neuen Freund,
der er ihm war, während er ihr ſo unendlich viel mehr
ſein mußte! — War nicht mit ihm ihre entſchwundene
Heiterkeit, ihre friſche Jugendlichkeit plötzlich zurückgekehrt?
— Herrſchte nicht zwiſchen beiden ein wunderbares Ver⸗
ſtändnis, eine Sympathie, die er — o, wie blind und
thöricht, ſo gern geſehen und befördert hatte?
Waren ſie nicht, dieſe jungen, ſchönen, talentvollen
Menſchenkinder, wie für einander geſchaffen? Und nun ſtand
er im Wege, er zwiſchen Jutta und dem Glück ihrer erſten,
einzigen Liebe!
Die Qual, dies zu denken, dies zu wiſſen, war groß!
Was ſollte er thun? Wo wollte das alles hinaus? —
Sollte er alles gehen laſſen? Sollte Jutta auf denſelben
Weg geraten wie Frau Winter? — Würde ſie denſelben