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Heimat!“ ſagte Herr von Guttendorf mit Beſtimmtheit,
indem er die Aſche von ſeiner Zigarre abſtrich. Er ſah
ſeine junge Schwägerin nicht an, in deren Geſicht es aufs
neue ſchmerzlich zuckte, als ſie die ſchönen, traurigen Augen
mit einem Ausdruck des Dankes auf ihn richtete, ohne
etwas zu erwidern.
„Natürlich kommt ſie zu uns, lieber Philipp,“ fuhr
auch Leonie ſogleich fort mit dem gewichtigen Ton, den ſie
ſehr gut anzunehmen wußte. „Ich weiß aber, daß Jutta
nicht gern in der großen Stadt iſt, die hohen Häuſer und
der Lärm in den Straßen ſind ihr ein Greuel, und ſeit
unſer Fräulein die Fremdenſtube bekommen hat, iſt es mit
dem Raum bei uns gar eng beſtellt!“
„Mach' Dir keine Sorge, liebe Leonie, ich könnte doch
fürs erſte hier nicht fort!“ erwiderte Jutta, in ihrem Wohn⸗
zimmer umblickend, als müſſe jeder Gegenſtand darin pro—
teſtieren, daß ſie es verlaſſen ſolle.
„Aber Du kannſt nicht allein bleiben, und wir müſſen
morgen wieder fort! Philipp konnte nicht länger Urlaub
bekommen!“
„Vielleicht kann Tante Tine einige Zeit bei mir ſein?“
meinte Jutta.
„Freilich, Tante Tine! Du haſt recht! Sie wird ihr
langweiliges Stift gern verlaſſen, um Dir Geſellſchaft zu
leiſten!“ rief Leonie mit großer Befriedigung.
„Nun ſag' mir nur, Kind,“ fuhr ſie dann fort, „wo
habt Ihr dieſen prächtigen Mann her, der uns geſtern
empfangen, uns alles ſo erleichtert und bequem gemacht
hat! Ein ſo netter Herr, ſo gut und artig und voll Takt!
Wie heißt er doch?“