Full text: Des Herzens Heimat

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obwohl er nur eine Reihe von Jahren entfernt von ſeinem 
deutſchen Vaterlande gelebt habe. 
Franz zögerte etwas mit der Antwort. 
„Weil mir ſein ganzes Weſen den Eindruck macht, 
als verhehle er etwas, als ſei er ein anderer, als er 
ſcheint!“ — 
„Und wenn das wäre?“ erwiderte Herr van Smitten. 
„Wir wiſſen ja, daß er in der That ein anderer war, daß 
er nicht nur das Vaterland, ſondern auch den Stand und 
den Namen gewechſelt hat!“ 
„Ja,“ erwiderte der Neffe. „Hier aber trat er doch 
als Fremder auf; ich hörte jedoch, daß er im Walde, wo 
er der Tante zuerſt begegnete, ſie mit ihrem Vornamen 
anrief!“ 
Franz ſah nicht, daß der Oheim, der neben ihm her⸗ 
ſchritt, die Farbe wechſelte. 
„Du faſelſt, Franz,“ ſagte er jedoch ſehr ruhig. „Wie 
kamſt Du dazu, ihn zu hören und wie ſollte er meine Frau 
mit ihrem Vornamen anreden?“ 
„Ich war der Tante nachgegangen,“ erklärte Franz 
eifrig, „weil ich es doch gewagt fand, ſie ſo allein durch 
den Wald gehen zu laſſen. Ich war im höchſten Grade 
erſtaunt, als ich ſie dort mit einem Herrn zuſammentreffen 
ſah, der ſie Jutta rief und mit dem ſie dann lange und 
eifrig und ſehr freundlich ſprach. Nachher wollte ich mir 
einbilden, er habe vielleicht „Tante Jutta!“ oder „Frau 
Jutta!“ gerufen, weil er ſie durch meine Schweſter Roſy 
kannte!“ 
„Natürlich, das war keine Ein bildung, ſondern ein ganz 
richtiger Schluß!“ entgegnete der Onkel anſcheinend heiter, 
Cron, Des Herzens Heimat. 15
	        
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