Full text: Des Herzens Heimat

beim letzten Zufammenſein, den Rat an Nina enthielt, nichts 
Thörichtes zu thun und kein Aufſehen zu erregen. 
Könne ſie auch ihren Mann nicht lieben, ſo müſſe ſie 
doch ſeine und ihre Stellung bedenken und ſchon ihrer 
Kinder wegen jeden Exceß vermeiden. Sie möge beſondere 
Rückſicht für ſie darin erkennen, wenn er, Baron Burgwart, 
ſie etwas ſeltener, als bisher beſuche! 
Auch darin hatte Pfarrer Winter ſein Urteil geleſen 
und die brennende Schamröte, die ihm dabei ins Geſicht 
gezogen, zeugte, daß er endlich begriff, wohin ſeine phleg⸗ 
matiſche Selbſtliebe, ſein Vergnügen am Genuß aller guten 
Dinge des materiellen Lebens ihn geführt hatten und die, die 
ihm von Gott anvertraut waren. Es war wieder nur wenig, 
was Jutta endlich ſagte, als Frau Winter erſchöpft ſchwieg. 
„Das Schwerſte iſt jetzt,“ begann ſie, „daß Sie ſich 
fügen müſſen! Wir möchten immer gern unſern Willen 
haben und das geht nicht! Sie müſſen jetzt das liebe 
Kind hergeben, das iſt Ihre Strafe, aber, wenn Sie ſie ge⸗ 
duldiger hinnehmen, werden Sie gewiß etwas Ruhe finden!“ 
Nina verneinte. 
„Niemals!“ Für ſie gab es keine Ruhe, kein Leben! 
„Aber Ihr kleiner Arthur, Ihr Mann brauchen Ruhe und 
brauchen Ihre Sorge, weil ſie leben! Sie müſſen an ſie 
denken und nicht allein an ſich!“ 
Nina ſchauderte. 
„Sie brauchen mich nicht! Sie können eine beſſere 
Mutter, eine beſſere Frau finden!“ 
„Das dürfen Sie nicht entſcheiden!“ entgegnete Jutta ſanft, 
aber feſt. „Das iſt Gottes Sache, und die Ihrige iſt es, jetzt 
die ſchwere Laſt des Lebens auf ſich zu nehmen! Davon zu laufen
	        
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