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lichen Leben, nach Marſtein, nach den Waldſpaziergängen
mit Jutta, ſprach dieſe rührend und wehmutsvoll an! —
Und wie ſie las und nachdachte und ihre heutigen Erleb⸗
niſſe und erſchütternden Bedenken im Geiſt erwog, da reifte ein
Plan in ihrer Seele, ein heiterer, köſtlicher, liebevoller Plan! —
Roſy ſollte kommen! Sie ſollte die große Stadt einmal
wieder verlaſſen, Marſtein, den Onkel, Jutta und Herbert
wiederſehen, vielleicht, daß ſich dann jenes freundliche Ver⸗
hältnis, das der Freund damals durch den Vergißmeinnichtring
hatte feſthalten wollen, voll und ſchön entwickeln würde!ͥ —
Wie ſchön könnte es künftig ſein, wenn Herbert und
Roſy ein Paar wurden und in Schattenthal lebten! Wie
köſtlich mußte der Verkehr zwiſchen ihnen werden, wenn ſie
ſich alle unter einander lieb hatten, ohne daß Neid und
Verleumdung einen Anhalt fanden? —
Jutta hatte längſt ihres Gatten Geburtstag erforſcht und
ſchon im erſten Jahr durch Gaben und Glückwunſch gefeiert, ob⸗
wohl und gerade, weil dies für ihn ſelbſt ganz ungewohnt war.
In dem früheren, arbeitsvollen und an Gefühlswärme
nicht reichen Leben, waren ihm ſolche Freuden, zarte und
ſinnige Überraſchungen, zärtliches Erraten kleiner Wünſche
verſagt geweſen, und es hatte einen Teil ſeines Glückes
ausgemacht, daß Jutta die anmutige Sorglichkeit, die ſie
ehemals für die Ihrigen gehabt, auf ihn übertrug.
Nun wußte ſie wohl, er ſelbſt hatte, langer Gewohn⸗
heit gemäß, ſeinen Geburtstag längſt wieder vergeſſen, um
ſo mehr hatte ſie mit Vergnügen an die Wiederkehr ge⸗
dacht und hatte in der heiteren Stimmung der ganzen
letzten Zeit fröhliche Pläne für die Feier entworfen.
Aber ganz insgeheim! — Sie wußte, daß es Daniels