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der Schwäche zu bezahlen! Machen Sie mir nicht weiß,
daß Sie Herrn van Smitten lieben. Sie haben mit Gisbert
Burgwart kokettiert und kokettieren wahrſcheinlich jetzt mit
dem intereſſanten Amerikaner; aber nur Geduld! Auch über
Sie wird noch die Gewalt und das Elend der Liebe kommen,
und auch Sie werden verraten und verlaſſen werden!“
„Da ſei Gott vor! Ich glaube, Sie reden im Fieber!“
rief Jutta‚, als jene atemlos von der wild und haſtig
hervorgeſtoßenen Rede innehielt. „Sie ſehen krank und
verſtört aus, Frau Winter; wäre das nicht, ſo würde ich
Ihnen die Thür weiſen für die albernen Schmähungen, die Sie
ausgeſprochen! — Ich will ſie vergeſſen! Ob Sie glauben,
daß ich meinen Gatten liebe oder nicht, iſt wirklich gleich⸗
giltig und mir zu heilig, um es mit Ihnen zu beſprechen!“
„Da haben wir die ſtolze Tugend!“ höhnte Nina. „Mir
die Thür weiſen? Können Sie es wagen, ſo zu mir zu ſprechen?
Aber, ja freilich! Sie haben recht!“ rief ſie plötzlich vom
kecken Spott in den Ton tiefſten Jammers übergehend.
„Ja! Weiſen Sie mir die Thür! Verachten Sie
mich, ich bin grenzenlos elend!“
„Vielleicht iſt es nicht ſo ſchlimm, wie Ihre exaltierte Phan⸗
taſie Ihnen vorſtellt!“ erwiderte Jutta in milderem Ton. „Ich
fürchte, Sie ſind wirklich krank! Was iſt Ihnen widerfahren?“
Statt der Antwort brach Nina in Thränen aus; aber
es war kein erleichterndes Weinen. Sie trocknete ſchnell
die Augen und erhob ſich zum Gehen. — „Entſchuldigen
Sie mich!“ ſagte ſie haſtig. „Ich habe wirklich Fieber!
Mein Kopf brennt wie Feuer. Ich weiß nicht, was ich
geredet habe, vergeſſen Sie es! Ich muß fort!“
„Sie ſollten zum Arzt ſchicken, ſobald Sie nach Hauſe
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