Aber ihre Schönheit hatte es ihm angethan, und da
ſie mit größter Bereitwilligkeit ſeine Überlegenheit aner⸗
kannte und ihn auch ſehr gern in häuslichen Angelegen⸗
heiten anordnen ließ, ſo viel er nur wollte, ſo war ihre
Ehe eine ungemein friedliche.
Leonie fand es ganz in der Ordnung, daß jede Mühe,
die der Haushalt, die Pflege und Erziehung der Kinder,
oder was immer ſonſt mit ſich brachte, ihr durch möglichſt
gut gewählte Hilfe abgenommen wurde. Sie konſervierte
ſich dabei vortrefflich, vielleicht zu gut, denn ſie nahm an
behaglicher Körperfülle mehr zu, als für ihre Schönheit
zuträglich war.
Die Geſchwiſter ſaßen am Morgen des zum Begräbnis
des Vaters beſtimmten Tages um den Frühſtückstiſch ver⸗
einigt im Gartenzimmer, das die ſchräg hereinfallende Juni⸗
ſonne mit heiterem Licht erleuchtete. Es ſah in ſeiner ge—
ſchmackvollen Einrichtung, mit den friſchen Blumen und
Blattpflanzen überall beinahe feſtlich aus und ſchien zu
proteſtieren gegen die tiefe Trauerkleidung der Schweſtern.
Und in Juttas Äußern nicht nur gegen die ſchwarzen
Gewänder; ihre ganze Geſtalt, ihr anmutiges, ſonſt ſo
heiter belebtes Geſicht war von einem Hauch ſchmerzlicher
Trauer umfloſſen. Die unheimlich durchs Haus hallenden
Hammerſchläge, die das Schließen des Sarges angezeigt
hatten, waren noch kaum verklungen und Jutta bedurfte
alle Kraft der Selbſtbeherrſchung, um die Thränen zurück⸗
zuhalten, die immer wieder hervorquellen wollten, während
ſie am Kaffeetiſch für ihre Geſchwiſter ſorgte.
Ihr ſelbſt war es nicht möglich, etwas zu genießen,
Guttendorf hatte es, wie eine notwendige Pflicht, ſchnell
Cron, Des Herzens Heimat. 2