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Anſcheinend betroffen, gab Franz dies zu, indem er
widerwillig geſtand, daß der Fremde bei Jutta alles gelte,
während ſie von ihm, von Franz, gar nichts halte. Das
Benehmen jenes Herrn ſei ihm ohnehin unbegreiflich.
Herr van Smitten lachte den thörichten Knaben, wie
er ihn nannte, gehörig aus und es ſchien ihm nicht unlieb,
daß derſelbe ſich jetzt ſo offen anhänglich an Jutta be—
kannte, was ihn vielleicht hüten und bewahren konnte vor
Abirrungen, wie er ſie ſchon als Schüler verſchuldet hatte.
Der Neffe erſchien jetzt bei weitem kindlicher und offener;
Daniel vertraute ihm deshalb gern und in vielen Stücken.
Höchſt lächerlich erſchien ihm natürlich ſeine Eiferſucht auf
Herbert und dann mußte er doch unwillkürlich nachdenken,
was der junge Menſch damit gemeint, daß er jenes Be⸗
nehmen „unbegreiflich“ fand.
So war es der Schlange gelungen, ein Körnchen Gift
in das argloſe Gemüt zu ſtreuen, und plötzlich war es, als
wenn zahlloſe, unſichtbare Dämonen ſich vereinigt hätten,
die heilloſe Saat aufſchießen zu machen.
Wie immer einmal eine genaue Reviſion anſtellend,
fand Daniel van Smitten das Konto ſeiner Frau in den
Büchern der Kaſſe doch ſo bedeutend mehr belaſtet gegen
früher, daß es ihn befremdete. Indeſſen vergaß er es
wieder, bis er, am folgenden Tage mit Franz zu einem
Geſchäft in der Stadt fahrend, dieſen fragte: „Meine Frau
hat wohl, während ich verreiſt war, Geld nach Brunnweiler
geſchickt? Ich weiß, daß ſie es vorhatte, biſt Du ihr be⸗
hilflich geweſen?“
„Gewiß, jedesmal! Sie hatte damals viel weg zu
ſchicken!“ erwiderte der Neffe.