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Verzweiflung, nein, ſie ſoll mir Rede ſtehen, ſie ſoll mir
ſagen, wie ſie es angefangen hat, Gisbert zu bezaubern,
ſie muß mir ihn laſſen, ich kann ihn nicht verlieren!
So ihre verworrenen, thörichten Gedanken hin⸗ und
herwerfend, fuhr die unglückliche, junge Frau dahin, acht⸗
los auf alles um ſich her, ganz Leidenſchaft, einen Zweck
verfolgend, der weder Sinn und Verſtand hatte, während
daheim der ganze Kreis ihrer Pflichten unerfüllt lag,
Pflichten, ſo einfach, ſo naturgemäß, ſo leicht gemacht
durch die günſtigſten Verhältniſſe! —
Bekannte begegneten ihr. Die Damen grüßten, die
Herren zogen den Hut, ſcheinbar ſehr achtungsvoll alle.
Aber indem ſie vorübergingen, dachten viele: „Da fährt
ſie wieder allein aus und die Kinder ſitzen Tag aus, Tag
ein bei den Dienſtboten! Es iſt nur ein Wunder, daß ſie
allein iſt, Baron Burgwart muß notwendige Geſchäfte
haben, daß er ſie nicht, wie immer, begleitet! —“
„Vielleicht iſt er es überdrüſſig geworden?“ lachte
jemand anderes ſpöttiſch. „Roſenketten können auch
drücken!“ —