Er wies ſie an Nina, aber Nina ließ ſich nicht auf
Erklärungen ein. Sie kam ſelten und flüchtig zu den
Eltern, war nie zu Hauſe, wenn ihre Mutter ſie aufſuchte,
und mußte ſie doch einmal ſtand halten, ſo widerſprach ſie
allem, was gegen ſie vorgebracht wurde, behauptete, alles
in ihrem Hauſe gehe vortrefflich, man ſolle ſie doch in
Ruhe laſſen und an ſich ſelber denken, jeder habe ſeine
eigene Art zu leben und glücklich zu ſein!
Indeſſen war ſie ruhelos!
Niemand fühlte ſich mehr des Lebens, das ſie führte,
müde, als ſie ſelbſt und dabei trieb ſie es raſtlos fort! —
Sie fand kein Ausruhen mehr! Sie hatte ein Haus,
einen Gatten und Kinder und doch keine Heimat! Sie
irrte, den Ihrigen, der beſſeren Geſellſchaft, ja, ſich ſelbſt
entfremdet, umher und ſuchte ihren Halt in der thörichten
Leidenſchaft, zu der ihr Mitleid, ihr Intereſſe für Herrn
von Burgwart ſie geführt!
Spielend gleichſam: Vom Lächeln, von einem Witz⸗
und Scherzwort zu einem Händedruck und ſo immer weiter
war ſie mit ihrem thörichten Herzen bis zur Leidenſchaft
gekommen, auf Roſenpfaden zu einem Abgrund! —
Das Erkennen war fürchterlich! —
Denn nicht nur, daß ſie inne wurde, wie die künſtlich
aufgeputzte Lüge, in der ſie ſich bewegte, nicht lange mehr
ihr wahres Geſicht verbergen könne, daß ſie, abgewendet
von Mann und Kindern, von Sitte und Recht, ſich ein
beſonders verbrecheriſches Leben zurecht gemacht hatte, das
ſie verfolgen mußte, ſie ſollte plötzlich einſehen, daß ſie,
von Irrlichtern verlockt, ſich ſchmählich getäuſcht hatte! —
Denn als ſie in ſteigender Angſt, keinen Ausweg mehr