Full text: Des Herzens Heimat

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wohl hatte ſie Oberſt Römer vor ſo kurzer Zeit überſchritten, 
jetzt brachte man ihn getragen und bald blieb für die 
Tochter kein Zweifel, daß der Herzſchlag, der ihn mitten 
in der harmloſen Unterhaltung eines friedlichen Spieles 
mit ſeinen Gefährten getroffen, ſeinem Leben ein plötzliches 
Ende gemacht hatte. 
Sein eigener Arzt, der zufällig unmittelbar in der 
Nähe, alſo zur erſten Hilfsleiſtung bereit geweſen war, 
konnte Jutta die traurige Gewißheit geben, daß ſie ſelbſt 
nichts mehr hätte für den Vater thun, nichts mehr, kein 
Wort, keinen Blick von ihm hätte erlangen können, wenn 
ſie auch an ſeiner Seite geweſen wäre, wie ihr erſter 
Schmerzensausbruch vergeblich wünſchte. 
Das jähe, unvorbereitete Scheiden eines geliebten Men— 
ſchen aus der innigen Gemeinſchaft des Lebens hat immer 
etwas überwältigend Furchtbares für das Gemüt der Zu— 
rückbleibenden, zugleich aber überſtürzt ſie ein ſolcher Fall 
mit ſo viel Anforderungen äußerer Notwendigkeit, daß die 
gewaltſame Aufregung der Gefühle ſich an nüchternen Er⸗ 
wägungen bricht, wie der mächtig einherbrauſende Strom 
an der hölzernen Schranke des Mühlenwerks. 
Jutta fühlte ſich in den erſten Stunden ihres Ver⸗ 
waiſtſeins wie betäubt von allem, was auf ſie einſtürmte, 
und wären nicht zwei Menſchen geweſen, die ihr mit ebenſo 
eifriger Freundlichkeit, als mit richtigem Verſtändnis der 
augenblicklichen Lage beiſtanden, ſie hätte ſich kaum hindurch 
gefunden. 
Aber Herr van Smitten und Eveline waren es, die 
in umſichtigſter Weiſe ſorgten; der erſtere für alles, was 
geſchäftlicher Natur war, während die Freundin ſich gleich⸗
	        
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