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und ausführlich Roſy über ihren Beſchützer berichtet hat.
Ebenſo hat ſie von uns allem erzählt, Sie werden ſich
deshalb leicht heimiſch bei uns fühlen, Herr Herbert?“
Somit wandte ſie ſich im Geſpräch wieder ihrem Gaſt
zu und überließ den Neffen ſeinen ſtreitenden Gedanken.
Hatte er ſich geirrt? — War ihr Zuſammentreffen mit
dieſem Herrn Herbert wirklich ſo zufällig und harmlos,
wie ſie es darſtellte? Aber warum hatte jener ſo laut,
ſo überraſcht ihren Vornamen gerufen? Hatte Franz das
Wort Tante oder Frau verhört und konnte der Fremde
ſie vielleicht ſo, in Gedanken an Roſy, begrüßt haben? —
Es hatte alles ſo ganz anders ausgeſehen für den ver—
ſteckten Lauſcher, jedenfalls nahm er ſich vor, die beiden in
Zukunft genau zu beobachten. —
Dazu fand ſich denn bald Gelegenheit genug, da
Charles Herbert ein gern geſehener Gaſt im Hauſe wurde,
dem ſelbſt das Beſte zu fehlen ſchien, wenn er einen Tag
nicht in Marſtein ſein konnte.
Er hatte ſeinen erſten Beſuch erſt wiederholt, nachdem
Herr van Smitten von der Reiſe zurückgekehrt war; aber
da ihn dieſer dann mit herzlicher Freundlichkeit eingeladen
hatte, oft, ungezwungen, als Freund der Familie zu kommen,
da er in Juttas heiterem Blick eine Beſtätigung dieſer
Einladung las, ſo überließ er ſich gern dem feſſelnden Reiz,
den es für ihn hatte, ſie, die er ſo ſehr geliebt, wieder⸗
zuſehen, nun erſt recht ihr anmutiges, gerade in der eigent⸗
lichen Sphäre des Weibes, im Hauſe, echt weibliches Weſen
kennen zu lernen.
Er hatte ſie ja in jener Zeit der erſten Liebe nicht
ſo gar häufig geſehen; zumeiſt im Ballſaal, oder bei einigen
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