Full text: Des Herzens Heimat

„Sie haben mir ſehr wohl gethan durch Ihre Eröffnungen 
und ich danke Ihnen von Herzen dafür! Wir können die 
Vergangenheit nicht zurückrufen, aber, was Sie mir geſagt, 
hat einen ſchmerzenden Punkt, eine Wunde in meiner 
Seele gleichſam geheilt, hat einen Flecken hinweggenommen 
von einer Erinnerung, von einem Bilde, das ich, ach ſo 
gern, immer in dem reinen Glanz geſehen hätte, der es 
in jenen Jugendtagen ſchmückte!“ 
„Dies Bild ſoll nur noch eine Erinnerung ſein,“ fuhr 
ſie ernſt fort, „ſeinen Namen ſogar ſoll ich vergeſſen! 
Nun denn, ſo vergeſſen Sie Jutta Römer auch und 
ſchließen Sie Freundſchaft mit Frau van Smitten!“ 
„Gern, gnädige Frau!“ erwiderte Herbert gefaßt und 
wollte fortfahren, als er bemerkte, wie Jutta plötzlich 
geſpannt nach einer Seite in's Gebüſch blickte. Es war, 
als hörte man ein Knacken und Zuſammenſchlagen von 
Baumzweigen, wie wenn jemand durch das Dickicht ſich 
entfernte. 
„Mein Gott, es wird ſpät, ich muß zurückkehren!“ 
rief jetzt die junge Frau und wendete ſich ſofort heimwärts. 
Herbert ſchritt neben ihr hin und erfuhr, daß ſie einen 
Spaziergang nach Schattenthal beabſichtigt habe, während 
er erzählte, daß er am Morgen auf dem ererbten Gut 
angekommen, ſich nachmittags eben nach Marſtein begeben 
wollte, um ſich mit Grüßen von Herrn van Smitten, den 
er zufällig unterwegs kennen gelernt, bei der Dame des 
Hauſes einzuführen. 
„Nun können Sie ſich mit ihr zugleich einführen!“ 
erwiderte Jutta heiter. „Ich nehme jetzt, wie Roſy in 
Brüſſel, Ihren Schutz für den Heimweg in Anſpruch; dann
	        
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