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Dieſe Lichtſeiten ihres Lebens rühmte Jutta, wenn
Herr van Smitten ſich ſo erſtaunt ausſprach über deſſen
anſpruchsloſe Einförmigkeit.
„Sie wiſſen gar nicht, wie gut ich es habe!“ ſagte
ſie auch heut. „Denken Sie doch, ich bin ja eine wahre
Freiherrin! Mein Vater läßt mich ſchalten und walten,
wie ich will, und iſt meiſt mit allem zufrieden!“
„Das glaube ich wohl!“ ſagte van Smitten. „Wer
doch auch ſolch' Töchterchen hätte!“
„Haben Sie gar keine Kinder?“ fragte Jutta.
„Keine eigenen Kinder!“ erwiderte er. „Eine Nichte
lebt bei mir, ein großes, wildes, vierzehnjähriges Ding,
das meine Schweſter ganz jung bei uns zurückließ, als ſie
ihrem Mann in ſehr zweifelhafte Verhältniſſe ins Aus⸗
land folgte.“ —
„Und wird Ihre Frau Schweſter Ihnen das Kind für
immer überlaſſen?“ fragte Jutta teilnehmend.
„Seit dem Tode meiner Frau iſt freilich die Rede
davon, daß ſie die Kleine holen wolle; aber das geht nicht
ſo leicht und mir würde die Trennung doch auch ſchwer
werden!“ —
„Gewiß, Sie müſſen ſie behalten!“ entſchied Jutta
und wandte ſich dann der Thür von ihres Vaters Zimmers
zu, in der er ſoeben erſchien. Seine Entſchuldigung, daß
er allzu lange und feſt geſchlafen und deshalb Herrn van
Smitten habe warten laſſen, erwiderte dieſer mit der artigen
Verſicherung, daß es das angenehmſte Warten geweſen ſei
in Juttas Geſellſchaft, und nach kurzem Abſchied verließen
die beiden Herren die kleine Villa. —