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an ſchon zu faullenzen, am dritten noch mehr. Da wollte ſie
Morgens gar nicht aufſtehen, ſie machte auch der Frau Holle
das Bett ſchlecht und ſchüttelte es nicht recht, daß die Federn
aufflogen. Das ward die Frau Holle bald müd und ſagte der
Faulen den Dienſt auf. Die war es wohl zufrieden und meinte,
nun werde der Goldregen kommen. Die Frau Holle führte
ſie auch hin zu dem Thor. Als ſie aber darunter ſtand, ward
ſtatt des Goldes ein großer Keſſel voll Pech ausgeſchüttet. Das
iſt zur Belohnung deiner Dienſte, ſagte die Frau Holle und
ſchloß das Thor zu. Da kam die Faule heim, ganz mit Pech
bedeckt; der Hahn aber auf dem Brunnen, als er ſie ſah, rief:
„Kikeriki,
unſere ſchmutzige Jungfrau iſt wieder hie.«
Das Pech aber wollte ſo lange ſie lebte nicht abgehen,
und blieb an ihr hängen.
Bruüder Grimm
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Rothkäppehen.
Es war einmal ein kleines Mädchen, das hatte Jederman
lieb, der es nur anſah; am allerliebſten aber ſeine Großmutter,
die wußte gar nicht, was ſie Alles dem Kind geben ſollte.
Einmal ſchenkte ſie ihm ein Käppchen von rothem Sammet,
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