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Frau Holle.
Eine Frau hatte zwei Töchter, davon war die eine ſchön
und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die
häßliche und faule viel lieber, und die andere mußte daher alle
Arbeit thun und war recht der Aſchenputtel im Haus. Einmal
war das Mädchen hingegangen, Waſſer zu holen, und wie es
ſich bückte, den Eimer aus dem Brunnen zu ziehen, bückte es
ſich zu tief und fiel hinein. Als es erwachte und wieder zu
ſich ſelber kam, war es auf einer ſchönen Wieſe, da ſchien die
Sonne und waren viel tauſend Blumen. Auf der Wieſe ging
es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brod.
Das Brod aber rief: „Ach! zieh mich 'raus, zieh mich 'raus,
ſonſt verbrenn' ich, ich bin ſchon längſt ausgebacken!) Da trat
es fleißig herzu und holte alles heraus. Darnach ging es weiter
und kam zu einem Baum, der hing voller Apfel und rief ihm
zu: (Ach! ſchüttel mich, ſchüttel mich! wir Apfel ſind allmit—
einander reiflo da ſchüttelte es den Baum, daß die Apfel fielen,
als regneten ſie, ſo lang bis keiner mehr oben war, darnach
ging es wieder fort. Endlich kam es zu einem kleinen Haus,
daraus guckte eine alte Frau; weil ſie aber ſo große Zähne
hatte, ward ihm angſt und es wollte fortlaufen. Die alte Frau
aber rief ihm nach: Fürchte dich nicht, liebes Kind, bleibꝰ bei