Annäherung des Heeres. Demſelben voraus rückte ein
Schwarm lärmender Muſiker; dann kamen kleinere Ab⸗
theilungen von Kriegern; endlich zog der Feldherr an der
Spitze ſeiner Armee einher. Tabea's Pulſe ſtockten. Ja,
der in die blitzende Stahlrüſtung gehüllte, mit goldnen
Ehrenketten gezierte, auf arabiſchem Roſſe ſtolz daher tra—
bende Feldherr war Beliſar, der einſtige Hirt und Land⸗
mann. Auf ihn allein waren die Augen Aller gerichtet.
Seines Winkes lauſchte der gemeinſte, wie der höchſte Krieger.
Unter einem nicht zu beſchreibenden Gefühle ſammelte Tabea
all' ihre Kräfte und: „Beliſar!“ tönte es gellend durch die
Morgenluft.
Der Feldherr blickte auf und ein ſchnelles Erbleichen
überflog ſeine ſtolzen Zügen. Er erkannte ſein Weib, dem
Gram und Sorge einen großen Theil ſeiner Schönheit ge—
raubt hatten. Der gemeine Anzug Tabea's beleidigte ſeinen
Dünkel. Er ſah die Augen ſeiner Umgebung auf ſich ge⸗
richtet und dort in der Gattin Händen zwei Kinder, von
welchen eines nur ihm bekannt war. Schon trieb ihn ſein
Stolz, dem Roſſe die Sporen in die Seiten zu drücken und
davon zu ſprengen, als das beſſere Gefühl noch ſiegte. Er
ritt den Hügel hinan, auf welchem ihm Tabea mit ausge⸗
breiteten Armen, vor Freude faſt bewußtlos, entgegen
wankte. Der Umarmung ausweichend, ſprach er verlegen:
„Liebe Tabea, laß das jetzt. Wir ſind nicht allein, und
für einen Feldherrn, der in den Kampf zieht, will ſo etwas
nicht paſſen.“ Damit reichte er ihr freundlich die Rechte.
Tabea ſah ihm eine Secunde lang ſprachlos in's Angeſicht,
dann ſprach ſie heftig: Wie? mein Beliſar! ich darf dem
als todt Beweinten nicht einmal einen Kuß geben, weil er
ein Feldherr geworden iſt? Gilt dies hier für eine Sünde:
o ſo lege dieſes unbequeme Eiſenkleid ab und kehre mit