Was ſollten doch die armen Menſchenkinder in ihrer Noth
anfangen, wenn unſer Herrgott ſich hinter einem ähnlichen
Troſſe verbergen wollte?
Nothgedrungen mußte ſich endlich Tabea entſchließen,
ihr Nachtlager unter einer einſam gelegenen Säulenhalle
aufzuſchlagen. Wie ungleich bequemer war daheim ihre
ſtrohgedeckte Hütte gegen dieſen Marmorbau, deſſen Härte
und Kälte zwar jetzt ihr geringſter Kummer war. Sie
bettete ſich auf die Steinplatte, ihre Kinder auf den Schooß,
ihr ſchmerzendes Haupt auf den Fuß einer Säule, und nur
die frohe Hoffnung, daß mit dem endlichen Auffinden ihres
Gatten all' ihre Noth aufhören werde, ließ ihre verwein—
ten Augen zu einem unruhigen und darum unergquicklichen
Schlummer ſchließen. Aus demſelben weckten ſie am frühen
Morgen die rauſchenden Klänge einer kriegeriſchen Muſik.
Ein gewaltiges Getümmel war in der Nähe des kaiſerlichen
Palaſtes. Viele Tauſende von Bewaffneten umgaben den⸗
ſelben von allen Seiten. Beliſar rücke mit ſeinem Heere
gegen die Perſer aus — erfuhr Tabea auf ihre Frage von
den umſtehenden Einwohnern. Ihr Verſuch, ſich durch die
Krieger hindurchzuarbeiten, ſcheiterte an deren Menge und
böſem Willen. Von weitem ſahe ſie zuweilen eine hohe
Geſtalt zu Pferde durch die dichten Reihen jagen, welche
ihr einige Aehnlichkeit mit Beliſar zu haben ſchien; doch
ungehört blieb ihr wiederholter Ruf. Jetzt brach das Heer
auf. Die weinenden Kinder in den Armen ſchritt Tabea,
unſägliches Weh im Innern tragend, nebenbei. Sie ſuchte
dem langen Zuge den Vorſprung abzugewinnen; denn lag
nicht die Entſcheidung ihres ganzen Lebensglückes in dieſer
ſchrecklichen Stunde? Athemlos hatte ſie einen kleinen Hügel
vor der Stadt erſtiegen, an deſſen Fuße die Heerſtraße
vorbei ging. Hier wartete ſie mit fliegender Bruſt der
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