Das zweite Kapitel.
Die Entdeckung.
Drei Jahre waren vergangen. Tabea hatte ſich und
ihre beiden Kinder nothdürftig durch ihrer Hände Arbeit,
durch den Ertrag einer Kuh und zweier Ziegen erhalten.
Obſchon vom Kummer um den verlorenen Gatten gebeugt
und verzehrt, hatte ſie doch durch ihre Anmuth und häus⸗—
liche Tugend einen jungen Mann aus der Nachbarſchaft ſo
mächtig angezogen, daß derſelbe die vermeinte Wittwe zu
ehelichen begehrte. Verwandte und Freunde erkannten dies
als ein großes Glück für die Arme und redeten ihr- darum
eifrig zu, daſſelbe ja nicht zurück zu weiſen. Tabea wäre
lieber auch ferner allein geblieben; doch der Hinblick auf
ihre beiden Kinder, welche einer kräftigen Stütze bedurften,
vermochte ſie, ihren Wunſch dem Wohle ihrer Kinder
nachzuſetzen. Der Tag der feierlichen Verbindung war feſt⸗
geſetzt. Den Abend zuvor ging Tabea mit ihren Kindern
zum letztenmale nach dem Meeresufer, wo ſie ihren Beliſar
für verunglückt glaubte; denn ſie erkannte nur zu wohl,
daß fortan ihre Zeit und Pflicht allein dem neuen Gatten
gewidmet bleiben müßten. Hier weinte ſie dem Verlornen
bittre Thränen nach, bat ſeinen Schatten um Vergebung,
daß ſie ihm gleichſam untreu werden wolle und ſetzte ihm
die Gründe auseinander, warum ſie ſo zu handeln gezwun—
gen ſei. Als ſie nach ihrer Hütte zurücktehrte, fand ſie
— 2 — —