———
— —
115
in dem augenloſen Antlitze. Kein Zug von freudiger Ve⸗
wegung war an ihm zu entdecken.
Jetzt ſprengten die Reiter den Hügel herauf.
„Deine Unſchuld iſt erkannt, großer Beliſar!“ hieß
es wieder. Indeß die angelangten Reiter dem näherkom⸗
menden, unermeßlichen Zuge zuwinkten, die Anhöhe zu be—
ſteigen, trat ein abgeſeſſener, vornehmer Officier zu dem
Feldherrn und ſprach nach ehrerbietigem Gruße: „Beliſar,
großer, ruhmwürdiger Feldherr! auf's Herrlichſte gerecht—
fertigt worden iſt deine Unſchuld. Deine Anklägerin, die
falſche, treuloſe Antonina hat in Verbindung mit dem
ſchändlichen Epaminides unſern erhabenen Kaiſer entthronen
und ermorden wollen. Als ihr Anſchlag entdeckt worden
war und die Schuldige zur Beſtrafung gezogen werden
ſollte, hat ſie Gift genommen und ſterbend noch deine Un⸗
ſchuld ausgeſagt. Siehe dort an der Spitze des Heeres
und der Bewohner Conſtantinopels den Kaiſer, welcher
kommt, ſeinen verkannten, edeln Beliſar in alle Würden
wieder einzuſetzen und mit neuen Gnadenbezeugungen zu
überſchütten.“
Der Angeredete blieb die Antwort ſchuldig. Endlich,
wie aus einem ſchweren Traume erwachend, ſprach er
zu ſeiner, ihn umfaßt haltenden, Gattin gewendet: Sehen
ſoll ich? Schickt mir Juſtinian etwa meine Augen zu⸗
rück?“ Darauf verſank er wieder in ſeine vorige Un⸗
empfindlichkeit.
Jetzt bedeckte eine unermeßliche Maſſe von Kriegern
und Volk den Fuß des Hügels. Die Erſteren ordneten
ſich in langen Reihen, die Anhöhe von allen Seiten ein—
ſchlleßend. Es war ein hehrer Anblick! In dem Augen⸗
blicke, als der Kaiſer Juſtinian, von einem glänzenden
Gefolge begleitet, von der Kriegerordnung ſich trennte,
8 *
—.