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dringend bedarf?“ fragte Beliſar die Seinen. „Soll ich
länger in Finſterniß wandeln? mit immer wiederkehrenden
Schmerzen kämpfen müſſen? Ach, ſeitdem ich weiß, daß
mein Erlöſer lebt, der mich wieder aus der Erde aufer—
wecken und Gott ſehen laſſen wird, gehe ich mit Freuden
meinem Ende entgegen. Deutlich empfinde ich, wie lang⸗
ſamer und ſtockender das Blut in meinen Adern rinnt,
und wohl zum letzten Male werde ich hier auf dieſem
Hügel geweſen ſein. Darum richtet, meine Kinder, mein
geblendetes Antlitz noch einmal der ſtolzen Hauptſtadt zu,
der Zeugin meines eiteln Ruhms und meines Unglücks,
damit ich auch von ihr Aſchied nehme auf immer.“
Indem man Beliſars Willen erfüllte, rief Seleucon
haſtig: „Welch ein unabſehbares Volk nahet ſich auf dem
Wege von Conſtantinopel daher? Einzelne Reiter löſen
ſich von dem Haufen und nehmen nach uns ihre Rich—
tung. .
„Ich muß dir nur ſagen, Vater,“ ſprach jetzt Ste—
phanie ängſtlich — „daß heute um die Mittagszeit ein
Bote, mit Schweiß und Staub bedeckt, aus Conſtantinopel
kam und mich befragte, ob du dich bei uns befändeſt?“
„Es wird mein Todesbote geweſen ſein“ — verſetzte
Beliſar lächelnd.
„Heil! Heil! dem großen Beliſar!“ erſchallte es jetzt
mehrſtimmig, und näher kamen die Reiter auf ſchäumenden
Roſſen gejagt, jeder den Vorſprung vor dem Andern zu
gewinnen trachtend.
„Heil und Ruhm unſerm unüberwindlichen Feldherrn
Beliſar!“ ſchrie wieder der voranſtürmende Reiter.
„Hörſt du, Vater! was dieſe rufen?“ ſprachen die
Kinder in frohem Staunen.
Dieſer aber ſaß unbeweglich mit verſteinerter Miene