Full text: Belisar

bewogen wurde, bald abzuſcheiden und bei Chriſto zu ſein, 
den er nach langen Zeiten endlich wieder gefunden hatte. 
Man kann ſich denken, daß die Seinen Alles aufboten, 
ſeine Schmerzen zu lindern, was er auch mit großem 
Danke erkannte. 
An einem heitern Abende, wo er ſich nach heftigem 
Unwohlſein wieder beſſer, obſchon ſehr geſchwächt, fühlte, 
bat er ſeine Gattin, mit ihm nach der Anhohe zu gehen, 
wo ſie ſich einander wieder gefunden hatten. Sofort ſchick⸗ 
ten Alle ſich an, den Leidenden zu begleiten. Von der 
älteren Tabea und ihrem Sohne geführt, hatte er bald 
den gewünſchten Ruhepunkt erreicht, wo man ihm ſofort 
einen weichen Sitz bereitete. Der Abend war wunderſchön, 
die Luft rein und von dem Abendrothe lieblich gefärbt. 
In tiefer Ruhe lag die ungeheure Hauptſtadt unter ihren 
Füßen. Nur das Summen abendlicher Käfer umſchwirrte 
die Ruhenden, deren Augen, mit alleiniger Ausnahme Be⸗ 
liſars, auf dem reizenden Naturgemälde hafteten. Ein 
leiſer Seufzer entwand ſich Tabea's Munde, daß ihr Gatte 
nicht mehr ſchauen konnte die Wunderwerke unſers Gottes. 
Gleich ihr dachten und fühlten auch die Uebrigen und hü⸗ 
teten ſich darum, ihr Entzücken über das ſie umgebende 
Schauſpiel laut werden zu laſſen. Wenn aber auch Beliſar 
die Schönheit des Abends nicht ſah, ſo fühlte er doch 
deſſen wohlthuenden Eindruck auf Körper und Geiſt. Dar⸗ 
um ſchwang ſich ſeine Seele auf zu dem, der ihn dem 
bittern Elende entriſſen und in den Kreis ſeiner Familie 
geführt hatte. Dankbar, doch ſtill, pries er Gott in 
ſeinem erkenntlichen Herzen, dann aber wendete er ſich zu 
den Seinen, welche, zu ſeinen Füßen gruppirt, bei ihm 
ſaßen und jetzt ihre alleinige Aufmerkſamikeit ſeiner Rede 
zuwandten.
	        
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